Deutschlands jüngster Boxprofi Jann Kulik

Jann Kulik mit Trainer Sebastian Tlatlik

Jann Kulik mit Trainer Sebastian Tlatlik

Am Samstagnachmittag fand in Essen Steele in den Räumlichkeiten von „Boxing Industrie“ von Sebastian Tlatlik ein bisher von der Öffentlichkeit eher unbemerktes, für die Deutsche Boxwelt jedoch unter Umständen zukünftig durchaus bemerkenswertes Ereignis statt: der 16-jährige Jann Kulik bestritt seinen ersten Profikampf, welchen er natürlich auch direkt gewonnen hat.

Das hört sich zunächst unspektakulär an, ist es aber nicht!

Denn Jann ist mit seinen 16 Jahren damit gleichzeitig der jüngste Boxprofi in Deutschland.

Einzug in den Ring

Einzug in den Ring

Für Jann ist der Boxsport aber nichts wirklich Neues, im Gegenteil, bereits bis zu seinem 14 Lebensjahr boxte er sich erfolgreich als Amateur durch insgesamt 40 Kämpfe, von denen er ganze 39 siegreich für sich entscheiden konnte. Er war 2 mal Deutscher Meister im Amateurbereich bei den Kadetten U 16 und schließlich Mitglied im Nationalkader bei den Europameisterschaften, wo er im Alter von 14 Jahren bei den Europameisterschaften in Dublin teilnahm. Leider erreichte er dort in einem sehr unglücklich zu seinen Ungunsten entschiedenen Kampf schließlich nur den 5. Platz.

Während des Kampfes ...

Während des Kampfes …

Aufgrund mehrfacher Verletzungen an beiden Daumen – der linke war zweimal gebrochen, der rechte sogar dreimal – hängte er im zarten Alter von 14 Jahren daher den Boxsport zunächst für einen Zeitraum von 2 Jahren „an den Nagel“, hielt sich in der Zeit aber weiterhin im Fitnessstudio mit Bodybuilding fit.

Den Kampf am Samstag gewann Jann in der 3. Runde durch technisches KO (TKO). Allerdings führte er direkt in der 1. Runde mit Punkten, bereits in der 2. Runde wurde sein Gegner Sergei Vib vom Ringrichter angezählt, konnte sich aber zunächst noch in die 3. Runde hinüberretten. Auch ihm gilt unser Respekt, da er sich trotz Janns überlegenem Kampfstil zäher als erwartet auf den Beinen halten konnte.

In der Ecke mit dem Ringrichter

In der Ecke mit dem Ringrichter

Der Vater von Jann ist Christoph Kulik und in Fachkreisen als die personifizierte „Waage“ vor jedem größeren Box-Event im Ruhrgebiet und Umgebung bekannt. So lag das Boxen für Jann natürlich als Wunschsportart nah. Nach der Trennung seiner Eltern entschied Jann sich bei seinem Vater zu bleiben, die Beiden sind quasi unzertrennlich.

Der Gegner muss einiges aushalten ...

Der Gegner muss einiges aushalten …

Neben dem Boxen nimmt sich Jann aber noch viel Zeit für anderes, z.B. zählt Kochen und Backen zu den liebsten Hobbies des 16-jährigen. Am liebsten kocht er asiatisch, was sicherlich auch an dem letzten Urlaub mit seinem Vater in Thailand zusammenhängt. Das Kochen habe er als er noch klein war, von der Oma gelernt, wie er sagt.

Ansonsten fährt er gerne Ski oder geht Laufen. Und im letzten Sommer entdeckte er das alten Rennrad seines Vaters im Keller und hat mit diesem gleich an einem Wochenende die „Tour de Ruhr“ gemacht, von der Quelle aus in Winterberg bis sie in der Nähe von Duisburg in den Rhein mündet.

Rappelt er sich noch einmal auf?

Rappelt er sich noch einmal auf?

Neben diesen ganzen Aktivitäten ist Jann – kaum zu glauben – auch noch ein sehr guter Schüler, der fast nur Einsen schreibt. Seinen Vater jedenfalls fasziniert die Selbstdisziplin seines Sohnes, um nicht zu sagen, dass diese Einstellung ihm selbst das Alltägliche sehr erleichtert.

Auch in Richtung Lebensplanung ist Jann vermutlich so manchem Gleichaltrigen etwas voraus: sein aktueller Berufswunsch sei Maschinenbauingenieur wie er sagt, nachdem er sich zuvor aber auch schon mal als Jurist oder Umweltingenieur gesehen habe.

Das war´s!

Das war´s!

Wir sind jedenfalls weiterhin sehr gespannt und werden Jann beobachten, wie es mit ihm weitergeht, sowohl hinsichtlich seiner Karriere als Boxer als auch privat.

Was das Boxen angeht, meint Jann, werde sein Trainerteam bestehend aus Sebastian und Robert Tlatlik nun zunächst alles Zukünftige weiter planen, das Ganze soll schließlich auch Spaß mit sich bringen. Und jetzt kommt als nächster Termin als allererstes Weihnachten!

In diesem Sinne ganz herzlichen Glückwunsch von uns und weiterhin viel Erfolg!

Nach dem Kampf … Interview mit Patrick Korte

Hallo Patrick, herzlichen Glückwunsch auch Dir zu Deinem Sieg im Vorkampf bzw. Eröffnungskampf zum Klitschko Event am letzten Samstag! Lassen wir das Ereignis noch einmal Revue passieren …

Wie hast Du Dich auf Deinen Kampf vorbereitet?

Danach3

Patrick mit seinen Trainern Sebastian Tlatlik + Frank Rose nach dem Sieg

Die Vorbereitungszeit war diesmal wirklich hart, ich habe sehr viel trainiert mit meinem Trainer Sebastian Tlatlik und nach Franks Vorgaben habe ich meine Kondition deutlich verbessert. Besonders brenzlig wurde es, als ich noch eine Woche vorher beim Sparring eine Augenverletzung erlitt. Ich habe einen Handschuh ins Auge bekommen, was zu einer Abschürfung der Hornhaut führte. Ich konnte ein paar Tage lang fast nichts sehen auf dem Auge, pünktlich zum Kampf war zum Glück aber wieder alles ok. Es hat mich nicht mehr beeinträchtigt dabei. Ich war natürlich aufgrund der Größe der Kulisse und des Publikums am Samstag schon extrem nervös vorher. Ich hatte direkt um 19 Uhr den ersten Kampf, den sogenannten Eröffnungskampf. Zu dem Zeitpunkt war schon ein Teil der Leute da, zum Glück noch nicht alle, aber so 500 – 600 Leute waren bestimmt anwesend und haben zugesehen.

Patrik mit Frank beim Tappen

Patrick mit Frank beim Tapen

Ich habe aber trotzdem gut geschlafen in der Nacht davor, am Samstag selbst habe ich tagsüber noch Baby gesittet bis 13 Uhr und auf unsere beiden Kleinen aufgepasst bis meine Frau schließlich um 13 Uhr von der Arbeit nach Hause kam. Das war sogar ganz gut, so war ich wenigstens abgelenkt und konnte mich nicht weiter in meine Nervosität hereinsteigern. In der Kabine habe ich mich dann mit Sebastian erst noch warm gemacht bevor es losging. Wir waren generell etwas unter Zeitdruck, da wir in dem Gewühle dort relativ langwierig einen Parkplatz suchen mussten und ja direkt den ersten Kampf hatten. Daher haben wir sofort losgelegt mit dem Tapen etc. Bei mir wurden die Tapes nicht extra kontrolliert, da ich keinen Titelkampf bestritten habe. Aber generell werden immer für jeden Kämpfer neue Handschuhe vor dem Kampf ausgegeben, meine waren etwas eng am Daumen geschnitten, das war nicht ganz optimal, jedenfalls würde ich mir die persönlich nicht selbst kaufen in der Größe.

Mit Sebastian beim Aufwärmen in der Kabine

Mit Sebastian beim Aufwärmen in der Kabine

Wie war der Kampf selbst?

Mein Gegner Jens Leicht ist erst am Abend vor dem Kampf angereist, wir haben uns daher im Ring zum Kampf das erste Mal „live“ gesehen. Er wurde im Hotel nachgewogen am Freitagabend. Er sollte schon letztes Mal gegen mich kämpfen, da hat er aber kurz vorher abgesagt. Letztlich muss man ihm wirklich zugute halten, dass er nun der erste Gegner von mir war, der den Augenkontakt während des gesamten Kampfes gehalten hat und sich seiner Sache anfangs sogar ziemlich sicher war. Er dachte wohl, mit meinem ersten Schlag, das wäre Zufall. Der Kampf war mit unter einer Minute ziemlich kurz, aber bei mir hat einfach jeder Schlag gesessen. Jens ist zunächst einmal zu Boden gegangen, hat sich aber wieder aufgerappelt und anschließend noch mehrfach im Stehen einen Schlag von mir abgekriegt, da torkelte er schon. Als der Ringrichter dies bemerkte, hat er den Kampf aufgrund TKO (= technischem KO) abgebrochen. Der Ringrichter musste ihm erklären, dass der Kampf zu Ende sei, das hat er gar nicht mehr realisiert und der Ringrichter musste ihn schließlich in seine Ecke zurückbringen, da er diese allein augenscheinlich nicht mehr wieder gefunden hätte.

Es beginnt ...

Ecke … mit Sebastian und Frank

Der Abbruch zu dem Zeitpunkt war aber wirklich besser, er wäre danach nur zum zweiten Mal gefallen und hätte sich nicht mehr aufrappeln können. Das TKO wird grundsätzlich aus gesundheitlichen Gründen für den Unterlegenen ausgesprochen, es wird in dem Fall zeitig abgebrochen, um diesen zu schonen und zu verhindern, dass er bleibende Verletzungen oder Schäden davon trägt, wenn ohnehin klar ist, dass er dauerhaft zu Boden gehen wird.

Ecke2Die Veranstaltung als solche war schon ein Mega-Event, in dieser Größenordnung habe ich das noch nicht erlebt. In der Esprit Arena spielt ansonsten Fortuna Düsseldorf Fußball, es ist eine sogenannte Multifunktionshalle. Es waren eine Menge Prominenter vor Ort. Wir waren während der Vorkämpfe ganz vorne direkt am Ring, hinterher wurden wir leider auf die Tribüne verbannt, als der Hauptkampf begann. Ich bin aber trotzdem bis zum Schluss dageblieben und habe mir auch Klitschko gegen Fury angesehen. Meiner Meinung nach war Fury nicht schlecht, aber Klitschko hat es ihm auch extrem leicht gemacht, der war diesmal nicht gut vorbereitet oder hatte einen schlechten Tag. Ich hätte gedacht, das Klitschko gewinnt, eigentlich fast bis zum Schluss … aber es war schließlich ein faires Punkteurteil für Fury, es sah nicht abgesprochen aus. Überhaupt haben die Beiden sehr fair gekämpft, sportlich, haben nicht blind draufgehauen auf den Anderen und es gab offensichtlich keinerlei Weltmeisterbonus, sondern es wurde komplett neutral gepunktet.Frank

Wie hast Du den Sonntag, den Tag nach dem Kampf verbracht?

Den Sonntag habe ich ganz relaxt mit meiner Familie verbracht, eigentlich fast wie immer, einfach ein ganz normaler entspannter Sonntag. Schön war, dass ich endlich wieder essen konnte, was ich wollte. Ich habe sonntags ohnehin meinen sogenannten „Cheat Day“, d.h. ich darf essen, was ich will. Ich mache immer 6 Tage lang Diät und sonntags habe ich dann quasi „frei“. Aber diesmal war ich zudem völlig ohne Anspannung, das war besonders angenehm. Vor dem Kampf habe ich mich schon die letzten 6 – 4 Wochen in einem extremen Kampfmodus befunden und die Anspannung wuchs langsam, je näher der Kampf rückte. Ich mache jetzt erst einmal eine Woche lang komplett Pause, ein Cheat Day nach dem anderen (lacht) und beginne danach wieder mit einem lockeren Training bis Ende des Jahres. Am 12. Februar ist voraussichtlich mein nächster Kampf angesetzt, er findet wieder in Essen im Recover Fight Club statt.

Kurze Beratung ...

Kurze Beratung …

Bist Du zufrieden mit dem Kampf?

Grundsätzlich ja, auch wenn ich mir vielleicht einen etwas stärkeren Gegner gewünscht hätte. Ansonsten bin ich aber wirklich sehr zufrieden und kann auf das Jahr 2015 als ein erfolgreiches Jahr im Boxen zurückblicken. Netterweise hat Jens Leicht im Anschluss an den Kampf auch noch einen sehr netten Post auf Facebook hinterlassen, in welchem er formuliert, dass man in Deutschland von mir sicherlich zukünftig noch einiges zu sehen bekommen wird.

Gegenüberstellung

Gegenüberstellung

Ursprünglich war als mein Gegner Moses Distino vorgesehen. Dieser hatte erst eine ziemlich „große Klappe“ und hat dann plötzlich am Tag vor dem Wiegen am Freitag einen Rückzieher gemacht. Ich war schon etwas verwundert, seine Freundin hatte mich noch am Abend vorher auf Facebook mit einem seltsamen Post in schlechtem Deutsch beleidigt, was ich erst gar nicht verstanden hatte. Sie behauptete, ich würde Steroide nehmen und ihr Freund würde mich eigentlich umhauen, das wäre nur eine Kopfsache bei ihm. Am nächsten Morgen auf der Waage war er dann nicht anwesend, aber da hatten meine Trainer zum Glück schon den Ersatzmann besorgt. Das war schon ein sehr unfaires Verhalten. Jeder von uns ist vorher angespannt, vor allem bei einem Kampf in der Größenordnung. Aber so kurzfristig abzusagen ist sowohl gegenüber dem Gegner als auch dem Publikum äußerst unfair. Viele meiner Freunde hatten Karten gekauft und die waren diesmal nicht gerade billig. Ich musste da ja schließlich auch durch, die Anspannung etc, das bleibt keinem von uns erspart, so etwas ist feige.

Gewonnen!

Gewonnen!

Mit dem Timing das war sowie etwas problematisch: da ich direkt den Eröffnungskampf um 19 Uhr hatte, aber auch erst ab 19 Uhr Einlass war und dies nach den verschiedenen Blöcken aufgeteilt wurde, war mein Stiefvater beispielsweise leider erst gegen 19.30 Uhr in der Halle. Zu dem Zeitpunkt war mein Kampf aber schon vorbei. Die meisten meiner Kumpels haben den Kampf aber zum Glück noch mitbekommen. Und dafür, dass aufgrund der vorangegangenen Terroranschläge in Paris angeblich die höchste Sicherheitsstufe bei dem Event herrschte, waren die Kontrollen eigentlich ein Witz. So herrschte schon ein gewisses Chaos. Aber es fand trotzdem keine Einzelpersonenkontrolle statt, man konnte einfach so mit seinem PKW in das Parkhaus fahren. Beim Event selbst waren jedoch nicht vorher angemeldete Personen nicht zugelassen. Die Lage ist allgemein zur Zeit schwierig … letztlich wird man meines Erachtens gut geplante und vorbereitete Zwischenfälle bei derartigen Veranstaltungen leider kaum vollständig verhindern können. Die Veranstalter und die Polizei müssen sich erst an diese neue Situation gewöhnen und sinnvolle Konzepte finden. Wenn ich da nur an die ganzen Weihnachtsmärkte zur Zeit denke, am besten ist es immer, selbst wachsam zu sein und die Augen offen zu halten! Das ist mein persönlicher Tipp als Fachmann auf dem Gebiet.

Das Team!

Das Team!

Danke Patrick für Deinen ausführlichen Bericht, und jetzt genieß die freie Zeit, viel Spaß!

 

Vorkampf Klitschko – Interview mit Robert Tlatlik

RobertMedallienDas dritte Interview haben wir mit Robert Tlatlik geführt, welcher ebenfalls im Vorkampf zum Klitschko Event am kommenden Samstag zu sehen sein wird. Robert ist 27 Jahre alt, 1,70 m groß und tritt mit einem Kampfgewicht von 63,5 kg, sprich in der Klasse des Superleichtgewichtes an. Er ist amtierender Deutscher Meister bei der GBA in seiner Klasse.

Robert, wie bist Du zum Boxen gekommen?

Eigentlich über einen Freund in der Grundschule, den ich später nach der Schulzeit wieder getroffen habe. Er hat mir von einem Jugendhaus erzählt, wo er öfter zum Boxen hinging und fragte mich, ob ich nicht auch mitkommen wolle. Ich bin der Einladung gefolgt und es hat mir direkt sehr viel Spaß gemacht. Letztlich bin ich sogar alleine weiter dort hingegangen ohne meinen alten Schulfreund. Nach einiger Zeit fragte mich der Trainer, welcher dort lediglich ehrenamtlich nebenbei tätig war, ob ich nicht direkt in den Verein eintreten möchte, den BC Essen Steele. Lustigerweise war mein Bruder Sebastian dort auch schon ohne mein Wissen eingetreten und so hatten wir beide fast gleichzeitig dieselbe Idee!

Da im Jugendhaus ansonsten niemand großartiges Interesse am Boxen hatte, ging ich also in den Verein und intensivierte mein Training, anfangs auf 2-3 mal in der Woche, dann 4 mal und schließlich habe ich sogar täglich trainiert. Ich war damals 14 Jahre alt und habe auch meine ersten Kämpfe bestritten. Ich weiß es noch genau: mein erster Amateurkampf fand im November statt und ich war eigentlich ziemlich erkältet, wollte aber auf keinen Fall den Kampf absagen. So war ich nicht großartig aufgeregt, da ich in erster Linie mit der Erkältung zu kämpfen hatte. Ich war gut vorbereitet und mein Trainer sagte mir, dass der Gegner ohnehin nicht gut sei, den würde ich direkt „weghauen“ seiner Meinung nach. Im Ring habe ich daher sofort „Vollgas“ gegeben und siehe da, in der dritten Runde war bei mir langsam die Luft raus. Ich habe den Kampf trotzdem nach Punkten in der dritten Runde gewonnen. Aber dies war mir eine Lehre, ich sagte mir „Nichts mehr überstürzen zukünftig!“.

Wie ging es weiter mit Deiner Karriere als Boxer, Robert?

Wir sind danach mit dem Verein viel auf sogenannte Sichtungsturniere gefahren, auf denen geschaut wurde, wer so da ist an Gegnern und wer gut gegeneinander kämpfen könnte. Ich habe zunächst die Bezirksmeisterschaften gewonnen für den Bezirk Rhein-Ruhr-Wupper, im Anschluss die Niederrheinmeisterschaft und qualifizierte mich dann für die Westdeutsche Meisterschaft. Bei meiner dortigen Teilnahme habe ich den ersten Kampf gewonnen, bin aber im Finale ausgeschieden: ich wurde also insgesamt zweiter und damit Westdeutscher-Vizemeister! Das war im Jahr 2003, also vor ca. 12 Jahren, also ich noch nicht ganz 15 Jahre alt war.RobertBoxen

Ich habe mich weiter vorbereitet und bin schließlich 5. bei den ersten deutschen Meisterschaften geworden, wo ich wirklich sehr starke Gegner hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich insgesamt 17 Kämpfe bestritten und habe damals nach Punkten verloren. Es folgten zahlreiche Lehrgänge bis zur Teilnahme an der NRW Auswahl sowie der Niederrheinauswahl, Vergleichskämpfe mit Gegnern aus verschiedenen anderen Bezirken, auch international in Polen oder Holland beispielsweise.

Dann bin ich wieder bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften angetreten, diesmal für Heidelberg in der Oberliga. Heidelberg war zu der Zeit Olympiastützpunkt. Ich war noch nicht volljährig und daher war dies damals noch etwas Besonderes in dem Alter, ich musste eine Einverständniserklärung meiner Eltern beibringen sowie ein Gutachten vom Arzt etc. Das klappte aber alles und so machte ich erste Liga-Erfahrungen, dann in der 2. Bundesliga, danach weiter in die 1. Bundesliga. Mit dem Verein in Velbert war ich einige Jahre am Stück hintereinander Deutscher Mannschaftsmeister – ich bin dies 2-3 Mal geworden – es war quasi zur Blütezeit des Vereins, Velbert war zu der Zeit sehr bekannt. Eine Saison lang wurde ich schließlich sogar an den Kölner Verein ausgeliehen, um noch mehr Kämpfe bestreiten zu können. Ich machte eine klassische Bundesligakarriere, nahm an Einzelmeisterschaften teil und war in der Nationalmannschaft aufgestellt. Wir reisten nach Russland, England, nahmen u.a. an internationalen Turnieren in Polen teil und vieles mehr. Es war insgesamt eine sehr interessante Zeit, in welcher ich viel herumgereist bin und jede Menge interessante Leute kennengelernt habe.

Weshalb bist Du schließlich von den Amateuren zu den Profis gewechselt?

In der Amateurzeit habe ich irgendwann die Motivation verloren, da dort leider keine Weiterentwicklung mehr möglich war. Es wurden die vor Ort ansässigen Internatsinsassen oder die Sportsoldaten bevorzugt bei der Auswahl für die Olympiamannschaft. Es gab daher keine realistische Chance, sich wirklich zu steigern oder zu verbessern.

Stattdessen hat sich die Möglichkeit ergeben, bei Stefan Freudenreich in Düsseldorf Profi zu werde. Ich habe ihm meine Situation geschildert und wir haben uns augenblicklich gut verstanden. Es hat einfach gepasst, wie man so schön sagt. Im Jahr 2011 habe ich  meinen ersten Profikampf in Essen bestritten im Vorprogramm einer MMA (Mixed Martial Arts) Veranstaltung. Dort bin ich bei meinem Debut gleich böse umgeknickt, ich hatte noch lange Probleme mit dem Knöchel im Nachhinein, habe aber trotzdem bis zum Ende weiter gekämpft und schließlich durch „KO“ gewonnen.

Wir haben mir dann immer neue Gegner gesucht, die ich auch geschlagen habe, die Vorbereitungen wurden intensiver und spezieller, man hat ausdauernder gearbeitet,  es war völlig anders als im Amateurbereich. Ich habe mich quasi „von Kampf zu Kampf gehangelt“, es wurden internationale Gegner eingeladen, die ich immer wieder besiegt habe. Schließlich habe ich um die Deutsche Meisterschaft gekämpft bei der GBA (German Boxing  Association), welche ich ebenfalls gewonnen habe. Ebenso wie jetzt am Samstag, wo es bei meinem Kampf wieder um die Deutsche Meisterschaft geht. Dieses Mal nur in dem ältesten Deutschen Boxverband, dem BDB = Bund Deutscher Berufsboxer aus Norddeutschland, d.h. dem wichtigsten Boxverband schlechthin in Deutschland.

Wie hast Du Dich auf den Kampf am Samstag vorbereitet?

Ich kämpfe am Samstag gegen Said Rahimi. Er ist genauso groß wie ich und 5. in der Rangliste. Er ist bekannt dafür, gerne „drauf zu hauen“. Aber ich bin wie immer gut vorbereitet, ich habe eine wirklich harte Vorbereitungszeit hinter mir und habe ein gutes Gefühl! Ich habe mich seit Wochen „gequält“ und freue mich jetzt einfach, dass ich endlich kämpfen kann! Es ist schon eine Kunst für sich, so auf den Punkt zu trainieren, dass man genau an dem Tag des Kampfes im Bestzustand ist und entsprechend abliefern kann. Das Training macht Spaß, es ist zwar hart, aber es bringt etwas!

Freudenreich ist sehr bekannt in der Düsseldorfer Boxszene, selbst viele ältere Herren haben in ihrer Jugend oft bei ihm trainiert und erzählen davon.

Möchtest Du noch etwas privat zu Dir sagen, Robert?

RobertHutNach dem Abitur habe ich zunächst ein freiwilliges soziales Jahr gemacht und im Anschluss daran  noch ein Jahr im Kasino in Duisburg als Croupier gearbeitet, danach noch ein halbes Jahr als Aushilfe und zeitgleich „angewandte Kognitions- und Medienwissenschaften“ studiert. Den Abschluss als Bachelor mache ich im nächstem Jahr.

Ich bin zwar in Polen geboren, in Oberschlesien, in der Stadt Königshütte. Ich fühle mich aber weder als Pole noch als Oberschlesier, sondern als Deutscher. Ich spreche Deutsch als beste Sprache, meine Eltern kommen beide aus Polen, ich habe die Sprache erst hier gelernt, aber Polnisch kann ich im Endeffekt nur reden, jedoch nicht wirklich schreiben.

Ich habe schon immer in Essen gelebt, wohne dort gerne und habe hier eine schöne Kindheit verbracht.  Im Boxen möchte ich weiterkommen, ansonsten habe ich mich beruflich noch nicht richtig entschieden, die Auswahl ist einfach zu groß.

Mein Onkel lebt seit einigen Jahren in Thailand mit seiner Familie, dort ist alles etwas entspannter als hier. Vermutlich liegt das am Wetter, es ist wärmer dort, das Leben spielt sich vorwiegend draußen ab, auf den Straßen. Den Leuten hier macht ihre Arbeit keinen Spaß, habe ich oft das Gefühl. Man kann dies beobachten, wenn man z.B. frühmorgens mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt: die Menschen sehen unmotiviert aus auf ihrem Weg zur Arbeit, sie lachen nicht oder kaum, sie sind nicht glücklich meiner Meinung nach.

Ich finde es daher schwierig, den richtigen Beruf zu finden. Im Casino zu arbeiten, hat viel Spaß gemacht, ich habe grundsätzlich kein Problem damit, 40 Stunden oder mehr in der Woche zu arbeiten. Nur leider war es ein Nachtjob, daher lebte man leider an der Familie und den Freunden vorbei.

RobertSingapurMeine Hobbys sind vor allem das Reisen, dafür spare ich hauptsächlich mein Geld. Es muss immer möglichst weit weg gehen, damit ich neue Kulturen kennenlerne und viele neue Eindrücke etc. gewinnen kann. Wenn ich zu Hause bin, gehe ich gerne ins Kino. Ich mag alle Richtungen, Action, Science Fiction oder auch Komödien. Mir gefällt dabei besonders die Atmosphäre im Kino, der Geruch nach Popcorn und das Ambiente. Empfehlen kann ich die Lichtburg hier in Essen, sie hat den größten historischen Kinosaal Deutschlands.

Vorkampf Klitschko – Interview mit Patrick Korte

PatrickbearbeitetEinen weiteren Vorkampf beim Klitschko Event nächsten Samstag bestreitet Patrick Korte. Patrick ist ein echtes „Essener Urgestein“. Gebürtig in Essen Borbeck geboren und immer schon in diversen Clubs und Vereinen dort aktiv, ist er im gesamten Stadtgebiet quasi bekannt wie „ein bunter Hund“. Patrik ist 1,89 m groß, 110 kg schwer und 31 Jahre alt.

Patrick, wie bist Du zum Boxen gekommen?

Ich habe im Jahr 1997 den Boxkampf zwischen Mike Tyson und Francois Botha im Fernsehen, damals noch auf Premiere gesehen. Bis dahin hatte ich diverse Kampfsportarten ausgeübt,  wie beispielsweise Judo oder Taekwondo. Aber als ich den Kampf im Fernsehen sah, da war für mich klar, ich will unbedingt ausprobieren, zu boxen. In dem Essener Fitnessstudio, in welchem ich zu der Zeit Mitglied war, wurde unter anderem ein Kurs zum Boxen angeboten, also belegte ich diesen. Aber man konnte dort natürlich nicht an richtigen Boxkämpfen teilnehmen. Also meldete ich mich in dem Boxverein in Essen Vogelheim an, wo ich auch Kämpfe machen konnte.

Andererseits war mein Werdegang vielleicht schon viel länger vorgezeichnet, wenn ich so zurückdenke: bereits im Alter von 13 Jahren schenkten mir meine Eltern eine Hantelbank zu Weihnachten. Was sollte ich vor dem Hintergrund noch anderes werden als Boxer?!

Im Jahr 2000 trat ich dem Boxverein bei und hatte im gleich Jahr auch direkt meinen ersten Amateur Boxkampf, im Jahr 2013 habe ich schließlich meinen letzten Amateur Boxkampf gemacht. Ich habe dann bis zum Jahr 2002 aktiv geboxt und danach zunächst eine lange Pause gemacht. Erst im August 2013 habe ich wieder mit dem Boxen angefangen und direkt in dem Jahr im Dezember auch meinen letzten Amateurkampf bestritten. Ich habe mich zu dem Zeitpunkt sofort entschieden, Profi zu werden. Ich hatte bis dahin insgesamt 10 Kämpfe bestritten und davon 7 Kämpfe gewonnen, den letzten im Jahr 2013 natürlich auch. Mein Trainer war durchgängig Franz Stahlschmidt, den ich auch als Gast zu meinen ersten beiden Profikämpfen eingeladen habe.

Die lange Pause zwischendurch bereue ich im nachhinein etwas, denn auch als ich während der Zeit hauptsächlich Bodybuilding etc. gemacht habe, mit dem Herzen war ich immer beim Boxen. PatrickBoxen

Wie kamst Du zum Profi Boxen und weshalb bist Du dorthin gewechselt?

Als ich im Jahr 2013 wieder mit dem Boxen angefangen habe, wusste ich, dass ich unbedingt Profi werden wollte, wenn ich weitermachen würde. Bei den Amateuren gab es einfach keine wirkliche Möglichkeit, vernünftige Kämpfe zu erhalten. Es gab insofern leider keinerlei Perspektive mehr für mich auf eine Weiterentwicklung.  Daher dachte ich, versuch es doch mal bei den Profis. Also nahm ich mit Sebastian Tlatlik Kontakt auf. Sebastian kannte ich noch aus Zeiten des Amateurboxens, ich bin daher auf ihn zugegangen und habe ihn gefragt, ob er mein Trainer und Manager werden könne. Und siehe da, das klappte! Es hat sich relativ schnell etwas getan und jetzt stehe ich da, wo ich bin und bestreite im Vorprogramm zu Klitschko mit dem Trainerteam Sebastian Tlatlik und Frank Rose bereits erfolgreich meinen 3. Profikampf.

Patrick, möchtest Du noch etwas zu Dir privat sagen?

Gerne, also eigentlich bin ich eher ein absoluter Familienmensch. Ich bin verheiratet, habe zwei kleine Kinder, ein sechs Jahre altes und ein drei Monate altes Mädchen. Die Beiden sind mein all und alles, meine Familie ist mir wirklich sehr wichtig.

Jobmäßig bin ich als Sicherheitsfachkraft bei einem größeren Sicherheitsunternehmen beschäftigt und arbeite zudem noch als Personenschützer.

Patrick Korte, Jan Kleen, Sebastian Tlatlik, Frank Rose

Patrick Korte, Jan Kleen, Sebastian Tlatlik, Frank Rose

Da ich zudem sehr verbunden bin mit der Stadt Essen und dort so viele Leute kenne als quasi „Lokalmatador“, würde ich mich in Essen sehr gerne in einem sozialen Projekt engagieren. Einen ersten Schritt haben wir vor einiger Zeit mit Jan Kleen gemacht und seinem Einsatz gegen Mobbing. Aber das richtige Projekt habe ich bisher noch nicht gefunden. Für Vorschläge und Ideen oder Angebote in der Richtung wäre ich daher jederzeit offen!