Kurz notiert…Auskunftsanspruch über Arzneimittel-Nebenwirkungen: Plausibilität für Schadenseintritt ausreichend!

gerichtDas Oberlandesgericht Oldenburg verurteilte ein Pharmaunternehmen nun nach § 84 a Arzneimittelgesetz (AMG) zur umfänglichen Auskunftserteilung über die möglichen Nebenwirkungen eines Gicht – Medikamentes mit einem dort enthaltenen Wirkstoff namens “Allopurinol”. Nach den Urteilsgründen ist es bereits ausreichend, wenn die Kausalität des eingetretenen Schadens plausibel erscheint. Der Kläger hatte eine schwere Form von TEN, einer nekrotischen Hautablösung über einen Anteil von 30% am gesamten Körper erlitten mit noch schwereren Folgen wie Ausfall der gesamten Zähne etc.

Die Ursächlichkeit zwischen der Medikamenteneinnahme und einer aufgetretenen Erkrankung muss demnach nicht feststehen. Anders als bei der evtl. späteren Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen gegen das Pharmaunternehmen genügte es demnach aufgrund der unvorhergesehenen Schwere der Nebenwirkungen in dem vorliegenden Fall, dass die Verursachung des Schadens in Form der erheblichen Verletzung des Gesundheit des Patienten mit die Einnahme des Medikamentes z.B. schon durch den zeitlichen Zusammenhang mit dem Auftreten der Erkrankung plausibel erschien.

Die Revision gegen das Urteil ist zugelassen (OLG Oldenburg, AZ: 1 U 55/13 vom 23.01.2014).

OLG Oldenburg § 84 a AMG

Kurz notiert … Jährlich mehr Tote durch Behandlungsfehler in Krankenhäusern als im Straßenverkehr

krankhausflurNach einem heutigen Artikel auf n-tv belegt eine durch die AOK in Auftrag gegebene Studie, dass es jährlich in bis zu 190.000 Fällen zu Behandlungsfehlern in Krankenhäusern kommt, welche als Folge teils zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen, leider aber auch vielfach zum Tode der behandelten Patienten führen. Demnach kommt es sogar zu mehr Todesfällen durch derartige Behandlungsfehler als durch Unfälle im Straßenverkehr. Jeder dritte Beschwerdefall von Patienten gegen Kliniken habe sich demnach bestätigt. Die Fälle reichen dabei von Infektionen, welche sich Patienten in den Krankenhäusern z.B. durch mangelnde Hygiene holen, über falsche Medikation bis hin zu vergessenem Material bei durchgeführten Operationen im Körper der Patienten selbst. Nach Aussage der deutschen Krankenhausgesellschaft läge dies jedoch nicht an den mangelnden Sicherheitsstandards in Deutschland, im Gegenteil seien diese im internationale Vergleich sehr hoch. Nun soll ein Institut geschaffen werden auf nationaler Ebene, welches eine Vergleichsliste von Krankenhäusern führen soll, die deren Behandlungserfolge misst.

Der Artikel in voller Länge:

n-tv: Studie belegt zahlreiche Behandlungsfehler

Neues Intro für hochwertige Videos auf unserem Blog

Aufgrund der großartigen Resonanz zu den von uns geführten Interviews haben wir uns entschlossen, zukünftig auch die Option anzubieten, noch hochwertigere Videos mit professioneller Ausleuchtung, Aufnahme- und Schnitttechnik auf unserem Blog anzubieten für Interessierte, welche diese z.B. auch für eigene Marketingzwecke zur Präsentation auf ihren Webseiten etc. einstellen möchten. An dieser Stelle daher wieder das entsprechende Intro mit Frank – bei Interesse bitte melden unter den bekannten Daten:

Natürlich bieten wir auch weiterhin das von uns geführte “einfache” Video-Interview an!

KenFM… “ADHS bei Erwachsenen” – Opfer der sogenannten Informationsgesellschaft?

Für welche Zeitspanne sind wir eigentlich noch in der Lage, einem schriftlichen Artikel oder einem Video- oder Audio-Beitrag unsere ungeteilte Aufmerksam zu schenken? Kommen wir über Texte in SMS-Länge, sprich 160-Zeichen, oder aber 3 Minuten bei Videos – geschweige denn bei Hör-Beiträgen – noch hinaus? Sofern die Antwort wohl leider bei dem Großteil von uns “nein” lauten muss, weshalb dann noch der – angebliche – Aufschrei und das Verlangen nach qualifizierter und ehrlicher Berichterstattung in den Medien? Diese scheinen daher schon seit geraumer Zeit inhaltlich “gleichgeschaltet” zu sein… KenFM über die “innere Pressefreiheit”:

ARD berichtet in der Tagesschau über Nachteile der Massentierhaltung

Fast unglaublich, aber ganz offensichtlich wahr: die öffentlich-rechtlichen Fernsehmedien berichten endlich einmal offiziell in den Nachrichten über die negativen Konsequenzen des übermäßigen Fleischkonsums in unserer Gesellschaft, dem Phänomen der Massentierhaltung sowie deren Folgen wie die damit verbundene Tierquälerei, die Vernichtung von Ackerflächen für den Anbau von Nahrungsmitteln für Menschen statt für die Tierzucht, die Umweltverschmutzung sowie den Medikamenten- bzw. speziell den Antibiotika-Einsatz im Rahmen dieser – Tagesschau auf ARD vom 09.01.2014:

Interview mit Birgit Kelle – “Dann mach doch die Bluse zu”

Heutiger Beitrag ist ein schriftliches Interview mit der bekannten Autorin Birgit Kelle, welche mit ihrem Buch “Dann mach doch die Bluse zu“ auf die “Herrenwitz-Affäre” um Rainer Brüderle und die Stern-Reporterin Laura Himmelreich vor ca. einem Jahr reagierte:

Kelle_Birgit_Dann_mach_doch_die_Bluse_zu_Cover_04_07_2013Sind Sie aufgrund Ihrer Vita, als Deutsche die ersten 9 Lebensjahre in Rumänien aufgewachsen und daher möglicherweise zunächst anders “sozialisiert” worden zu sein, Ihrer Meinung nach wesentlich beeinflusst worden in Ihrer Sicht auf die Rolle der Frau und die damit verbundene öffentliche Diskussion hier in Deutschland? Und wenn ja, in welcher Hinsicht?

Ich glaube, meine Kindheit in Rumänien hat mich im Nachhinein eher politisch als persönlich beeinflusst. Die Verhältnisse dort waren in etwa vergleichbar mit denen in der früheren DDR. Es war selbstverständlich, dass Kinder in eine Krippe kommen, Frauen berufstätig sind. So betrachtet hatte ich in meiner Familie eher das Vorbild einer berufstätigen Mutter, es war normal. Hier in Deutschland wird mir ja von Menschen, die mich nicht kennen, gemeinhin unterstellt, ich käme wohl aus so einer klassischen, christlich-verblendeten Familie mit einer Mutter, die Heimchen am Herd war und würde also auf Grund meiner Erziehung so denken, wie ich es tue. Mir hat in meiner Kindheit nichts gefehlt und ich war auf dem besten Weg, eine Karrierefrau zu werden, so hatte ich mir mein Leben vorgestellt. Aber dann habe ich Kinder bekommen und dachte plötzlich anders. Das hat nichts mit meiner Erziehung zu tun, es war auch für mich eine Überraschung, dass sich meine Prioritäten im Leben durch ein Kind verändert haben. Insofern glaube ich nicht, dass meine Herkunft aus Rumänien mich in dieser Hinsicht persönlich geprägt hat.

Was mich allerdings politisch sehr nachdenklich stimmt, ist dieser Druck in Deutschland, mit dem man Frauen in die Berufstätigkeit drängt und ihnen die Kinder so früh wie möglich entzieht. Dies erinnert mich leider sehr stark an kommunistische Systeme wie das in Rumänien oder auch in der DDR. Da haben wir also über Jahrzehnte diese Systeme bekämpft, sie als unmenschlich gebrandmarkt und sind doch gerade dabei, ähnliches im „freien Westen“ wieder aufzubauen. Es fehlt in der familienpolitischen Debatte nur noch ein Revival der DDR-Wochenkrippen, dann sind wir wieder dort, wo man einmal weg wollte. Die SPD kämpft um die „Lufthoheit über den Kinderbetten“, wie es Olaf Scholz einmal nannte. Die LINKE schwelgt immer noch in alter DDR-Nostalgie, die FDP spielt ebenfalls mit, weil sie die Frauen für die Wirtschaft will. Sogar die CDU glaubt inzwischen, Frauen im Beruf und Kinder in der Krippe sei „modern“. Allein die CSU hat noch die Familien im Blick, die das tun, was Menschen seit je her getan haben: Ihre Kinder selbst großzuziehen.

Es ist und war ein Kennzeichen totalitärer Systeme, sich so früh wie möglich der Kinder eines Volkes zu bemächtigen und sie staatlich, anstatt familiär großziehen zu lassen. Ich finde es beängstigend, mit welcher Zielstrebigkeit wir gerade in Deutschland daran arbeiten, unsere Kinder ebenfalls in staatliche Hände zu überreichen.

Birgit Kelle

Birgit Kelle

Was hat Sie am meisten aufgeregt an der Sexismus Debatte, ausgelöst durch den “Herrenwitz” von Rainer Brüderle, und weshalb fühlten Sie sich konkret in dieser Situation dazu veranlasst, Ihr Buch “Dann mach doch die Bluse zu” zu schreiben?

Ich fand diese ganze Sexismusdebatte völlig überzogen und der Erfolg meines Artikels dazu zeigt, dass ich damit wohl nicht alleine stand. Plötzlich waren alle Frauen Opfer und alle Männer Täter. Jede Bagatelle, jedes falsche Wort und jeder falsche Blick waren plötzlich Sexismus. Zum einen gingen dadurch alle ernsthaften Fälle unter in der Diskussion, denn es gibt ja sehr wohl Frauen, die Opfer von Sexismus werden. Zum anderen waren mir die Fronten zu glatt gezogen. Wir haben mit zweierlei Maß gemessen und allein ausschlaggebend war, wie Frau das Verhalten eines Mannes interpretiert oder gar empfindet, und nicht, wie ein Mann es gemeint haben könnte. Sogar vor Strafgerichten gilt zunächst die Unschuldsvermutung – in dieser Debatte nicht, da war jeder Mann von vornherein ein Schwein. Wie scheinheilig das ist, kann man an einem einfachen Gedankenspiel zeigen. Was wäre, hätte an diesem besagten Abend nicht Rainer Brüderle, sondern George Clooney diese Journalistin mit den gleichen Worten angesprochen? Immer noch Sexismus, oder dann doch ein heißer Flirt? Auch diese künstliche Aufregung darüber, dass Männer Frauen als Frauen wahrnehmen. Da saßen also die Mädchen von „aufschrei!“ in TV-Sendungen und gaben solchen Unsinn von sich wie: „Jedes Kompliment ist Sexismus“ – weil es die Frau auf ihr Äußeres reduziere. Was für ein Schwachsinn. Also ich höre gerne Komplimente, Millionen andere Frauen auch. Wir tun genau genommen sogar eine ganze Menge, um die Aufmerksamkeit der Männer sehr genau auf unser Äußeres zu lenken. Ich hab noch keine Frau gefunden, die sich nur für sich abends frisiert und schminkt und in Schale wirft, um dann alleine mit Chips und Cola vor dem Fernseher zu sitzen. Natürlich tun wir das, um gesehen zu werden, weil wir die Aufmerksamkeit von Männern erregen wollen. Und das ist auch völlig legitim in meinen Augen. Aber jeder Frau muss klar sein, dass sich möglicherweise auch Männer angesprochen fühlen, die wir gar nicht gemeint haben. Eine selbstbewusste Frau kommt aber denke ich damit zurecht. Vieles, was hier unter dem Label „Sexismus“ diskutiert wurde, war auch einfach schlechtes Benehmen, oder missglückte Annäherungsversuche. Schlechtes Benehmen gibt es allerdings auch bei Frauen. Oder um es mit den Worten eines Freundes zu sagen: „Wer einmal als Mann an Weiberfastnacht in eine Horde betrunkener Frauen geraten ist, der weiß, dass lustig etwas anderes ist“. Tauschen Sie da mal die Rollen: Eine junge Frau in einer Horde betrunkener Männer, es wäre automatisch ein Fall für den Richter, vom Mann erwarten wir aber, dass es ihm gefällt.

Welche Ziele und Inhalte hat der in Ihrer Signatur genannte Verein “Frau 2000plus”? Haben Sie diesen gegründet bzw. was möchten Sie konkret mit und durch diesen erreichen?

Der Verein „Frau 2000 plus“ ist entstand aus einer Frauenrunde. Wir waren frustriert, dass jedes Mal, wenn es in Deutschland auch nur im Geringsten um die Frage Frau und Familie ging, immer die gleichen Frauen gefragt wurden. In der Regel waren es kinderlose Frauen, die keine Ahnung hatten, was uns als Müttern wichtig war. Sie stellten Forderungen, die nicht unsere waren; schlimmer noch, sie stellten Forderungen, die dem widersprachen, was wir dachten und bis heute denken. So haben wir beschlossen: Wenn wir wollen, dass in unserem Sinne Politik für Frauen und Familien gemacht wird, dann müssen wir endlich selbst die Stimme erheben. Wir müssen uns zu Wort melden. Unser Anliegen ist es also, für einen Feminismus zu kämpfen, in dem wir unsere Mutterrolle nicht verleugnen müssen, wo wir Frauen sein dürfen, weiblich sein dürfen und nicht gezwungen sind, im Sinne einer fragwürdigen Emanzipation die gleichen Lebenswege wie unsere Männer einzuschlagen. Das ist keine Gleichstellung, sondern Gleichmacherei. Auch auf Europaebene ist dies ein Thema, deswegen bin ich auch im Vorstand des europäischen Dachverbandes „New Women For Europe“. Denn obwohl die EU eigentlich keine Kompetenz in Sachen Familienpolitik hat, werden hier dennoch zahlreiche Weichen gestellt. Denken Sie nur an die Frauenquote, die in Brüssel gefordert wird, oder an die Erhöhung des Frauenerwerbsanteils, den man sich europaweit auf die Fahnen geschrieben  hat als Allheilmittel. Der Europäische Rat musste sich 2010 im Ausschuss für Gleichstellung monatelang mit der Eingabe einer Abgeordneten befassen, die gefordert hatte, man solle Frauen in der Werbung nicht mehr als Mütter oder Hausfrauen darstellen, weil dies sexistisch sei und Stereotypen fördere. Monatelang! Ich bin also mit meinen vier Kindern eine „sexistische Stereotype“, die manche am liebsten aus dem Erscheinungsbild der EU streichen würden. Deswegen müssen wir auch auf EU-Ebene darum kämpfen, das sein zu dürfen, was wir sein wollen: Frauen und Mütter.

Frohe Weihnachten – ein Artikel zum Ursprung der Zeit zwischen den Jahren “Die Rauhnächte”

Norbert Paul

Norbert Paul

Die Rauhnächte – Die Zeit zwischen den Jahren

Weiteres Wissenswertes von unserem Gastautor Norbert Paul http://www.druidentor.de

Auch wenn viele Menschen diesen Begriff „zwischen den Jahren“ verwenden und damit die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr meinen, so kennen doch recht wenige ihre wahre Bedeutung. Kaum jemand macht sich beispielsweise die Mühe zu hinterfragen welche Jahre da eigentlich gemeint sind und weshalb es überhaupt eine Zeit zwischen ihnen gibt. Hier nun einige Informationen dazu:

Die wichtigsten Positionen des Sonnen- und des Mondjahres bilden gemeinsam den Jahreskreis mit seinen acht Festen. Zu verschiedenen Zeiten in der Menschheitsgeschichte, wie auch bei verschiedenen ethnischen Gruppen, war das Sonnen- oder das Mondjahr wichtiger, haben sich ergänzt oder abgelöst. Mit der Zeit und den vereinigten jahreszeitlichen Eckpunkten beider Gestirne zeigte sich, dass die Sonne die großen Zyklen wie die Jahreszeiten und der Mond die erdgebundenen und wachstumsorientierten Rhythmen bestimmte. Doch haben beide unterschiedliche Rhythmen, die in keinster Weise übereinstimmen. In früheren Zeiten mußte man sich daher genau auskennen um die richtigen und wichtigen Zeitpunkte zu erkennen oder herauszufinden. In der Regel ein schwieriges Unterfangen. Da Sonnen- und Mondjahr nicht übereinstimmten, gab es schon früh Bemühungen beide durch Konstrukte und Rechenmodelle „irgendwie“ in Einklang zu bringen, sei es durch Schaltmonate, Schalttage, und andere Verfahren.  Aus meiner Sicht und wohl auch der unserer frühen Vorfahren, ist es jedoch vollkommen unwichtig Sonnen- und Mondjahr exakt in Einklang zu bringen. Jede bisherige Form von rechnerischer Übereinstimmung führte deshalb auch bisher zu keinem wirklich befriedigenden Ergebnis, sondern immer nur weg von den tatsächlichen Ereignissen in der Natur. Das Sonnenjahr ist beispielsweise 365,25 Tage lang. Gegenüber dem Gregorianischen Kalender, der in Anlehnung an einen viel älteren ägyptischen Verwaltungskalender mit exakt 365 Tagen erstellt wurde, wird alle 4 Jahre ein Schalttag benötigt um alleine das Sonnenjahr kalendarisch in Übereinstimmung zu halten. Ein Mondmonat beträgt 29,53 Tage was bei zwölf Monaten genau 354,37 Tage ergibt, also knapp 11 Tage Verschiebung gegenüber dem. Das ist schon eine erhebliche Menge an Tagen und eine nicht unerhebliche Diskrepanz zwischen den Jahren. Diese „Unbeständigkeit“ zwischen dem Mondjahr und dem Sonnenjahr ist der große Nachteil des Jahreskreiskalenders. Er macht es nämlich extrem schwer, dass sich zwei Menschen auch wirklich zum gleichen Zeitpunkt verabreden und auch treffen konnten. Dies war letztlich wohl auch der Hauptgrund für das entstehen sogenannter Terminkalender, von denen eine Vielzahl im Laufe der Zeit entstanden ist. Auch heute gibt es noch verschiedene in Benutzung befindliche Kalender. Doch neben all den kopfgesteuerten und teilweise hoch komplizierten kalendarischen Modellen welche versuchten das Sonnen- und Mondjahr in Einklang miteinander zu bringen, gab und gibt es eine andere viel praktischere Variante der Verbindung, die sogenannten Rauhnächte. Sie sind die Zeit zwischen den Jahren und verbinden diese ganz pragmatisch miteinander. Laut den meisten Quellen die man zum Thema Rauhnächte findet, schließen diese direkt an das Julfest (aus heidnischer Sicht)  oder nach dem Gregorianischen Kalender, direkt an den zweiten Weihnachtsfeiertag an. Ihre Dauer wird im allgemeinen zwischen zehn und zwölf Tagen angegeben. Diese Angaben betreffen jedoch die kalendarische Festlegung welche nicht den natürlichen Abläufen auf unserer Erde entspricht. In vereinzelten alten Quellen findet kann man jedoch noch unterschiedliche Angaben für die Dauer der Rauhnächte. Sie bewegen sich meist zwischen vier und zwölf Tagen, vor als auch nach der Wintersonnenwende. Und tatsächlich liegt astronomisch gesehen der Schwarzmond mal vor und mal nach der Wintersonnenwende und das in unterschiedlichen Abständen. Daraus ergibt sich, daß einmal der Schwarzmond, der kurz vor Jul liegt, der Beginn der Raunächte ist und Jul deren Ende darstellt, und ein andermal Jul der Beginn der Rauhnächte ist und der kurz nach Jul liegende Schwarzmond ihr Ende. Nimmt man also das, was wirklich in der Natur passiert, als das Maß aller Dinge, gibt es tatsächlich keine feste Zeit für die Rauhnächte. Aufgrund eben dieser vorhandenen Schwankungen im natürlichen Beobachtungskalender, gewann der von Julius Cäsar in Kraft gesetzte Julianische Kalender als Datierungsinstrument schnell an Bedeutung und verdrängte recht schnell die vorhandenen lunaren und solaren Jahresmodelle, obgleich auch er nahe an einem solaren Kalender liegt. Später um 1582 wurde der julianische Kalender reformiert und ist als Gregorianischer Kalender der heute weltweit meistbenutzte. Bis heute hat jedoch der Jahreskreis mit seinen Sonnen- und Mondereignissen eine übergeordnete Bedeutung für die Landwirtschaft, was heute oft vergessen wird. Vornehmlich durch die Landwirtschaft erhielt diese Zeit zwischen den Jahren auch ihren Namen Rauhnächte. Während dieser Tag wurden fleißig Haus und Stallungen ausgeräuchert und die bösen Geister durch die Perchten vom Hof getrieben. Die Perchten selbst sind fellbehangene Fabelwesen mit Gruselmasken die dafür sorgen sollen, dass ihr Träger von den bösen Geistern nicht erkannt wird. In anderen eher germanisch geprägten Gegenden ist es die Zeit der wilden Horden, mit denen Odin zwischen den Jahren übers Land zieht und jeden Menschen der ihnen begegnet mitnimmt. Ein ebenso guter Grund sich nicht als Mensch erkenn zu geben.

Tatsächlich bilden die Rauhnächte den Übergang vom Alten ins Neue. Das tägliche Räuchern dient genau dazu, dass alte vertreiben zu helfen. Die Zeit der Rauhnächte dient auch dazu, ganz bewusst mit dem alten Jahr abzuschließen und Raum für das neue Jahr zu schaffen. Das neue Sonnenjahr soll unbelastet beginnen, ebenso wie die nun bevorstehende Winterzeit, welche zur Erholung und Einkehr da war. Ein sorgsamer Umgang mit den Aufgaben der Rauhnächte sorgen dafür, dass man sich voll und ganz dieser Zeit widmen und damit die besten Voraussetzungen für das nächste Wachstumsjahr schaffen kann. Ob die Zeit zwischen den Jahren nun kurz oder lang ist, vor oder nach der Wintersonnenwende liegt, sie bewusst zu nutzen, ist für jeden wichtig und gesund. Alte Dinge unnötig mit sich herum zu tragen kostet nur unnötig Energie, die dann im Alltag fehlt. Wie Sie persönlich diese Zeit und die damit verbundenen Themen gestalten liegt ganz bei Ihnen, da gibt es keine festen Vorgaben. Wichtig ist nur, dass sie es bewusst und zum richtigen Zeitpunkt tun und Spaß dabei haben. Und wenn es mal schwierige Zeiten sind, zumindest Hoffnung und Erleichterung am Ende der Raunachtzeit sie für die Mühen entlohnt. Ich wünsche ich Ihnen wirklich gutes Gelingen und eine befreiende Zeit.

Mit herzlichen Grüßen,

Norbert Paul




Das Jul-Fest – ein Artikel unseres Gastautors Norbert Paul zur Weihnachtszeit und ihrem Ursprung

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Das Jul-Fest

Der Tod des Lichtes und dessen Wiedergeburt.

Das Jul-Fest  das von unseren keltischen Vorfahren Alban Arthan genannt wurde und zur Wintersonnenwende gefeiert wird, kennzeichnet im Jahreslauf den tiefsten Stand der Sonne. Zu diesem Datum, zwischen dem einundzwanzigsten und dem dreiundzwanzigsten Dezember gelegen, erleben wir den kürzesten Tag und die längste Nacht im Jahr. Gefeiert wird seit alters her das Sterben und die Wiederauferstehung des Lichtes, das Ende des Sonnenjahres und seine gleichzeitige Wiedergeburt. Es war für unsere Vorfahren der Beginn einer ruhigeren Zeit, auf die seit Samhain hingearbeitet wurde. Es ist alles getan um den Winter zu überstehen, die zu fütternden Münder auf die richtige Zahl gebracht, die Vorräte haltbar gemacht und richtig gelagert, die Gerätschaften und Werkzeuge der hellen Jahreszeit verstaut und jene die für den Winter benötigt werden hervorgeholt, repariert und instand gesetzt worden. Draußen gibt es nun nichts mehr zu tun. Was bisher nicht geschafft wurde kann nun nicht mehr nachgeholt werden. Das aktive Halbjahr ist endgültig vorbei und das dunkle nähert sich seinem Höhepunkt. Es beginnt die besinnliche Zeit, eine Zeit der Rückbesinnung auf uns selbst, von der Jul der Anfang ist. Der kürzeste Tag und die längste Nacht sind der richtige Zeitpunkt um nicht nur das Licht zu verabschieden, sondern auch die vergangene aktive Zeit los- und hinter sich zu lassen. Gleichzeitig wird der durch das Loslassen frei werdende Raum mit Hoffnung auf das was im Frühjahr kommen darf gefüllt. Rituale die genau mit diesen Themen zu tun haben machen diesen Abend und diese Nacht zu etwas besonderem, weshalb man sie gerne mit anderen teilt. Mit Jul beginnt wieder etwas neues und die Rauhnächte, welche direkt um das Jul-Fest angeordnet sind leiten die dafür notwendige und vorgeschaltete Innenschau ein. Geprägt wird diese Phase der Einkehr und der Innenschau ganz wesentlich von den Attributen des Erd-Elementes: physischer Tod und Wiedergeburt, die verborgenen Schätze, Sinnlichkeit und Manifestation. Deshalb sind es nicht nur die dunklen Geheimnissen in uns, denen wir auf den Grund gehen und deren Aufarbeitung die Möglichkeit für die nächsten transformierenden Schritte schaffen. Vollkommen zur Ruhe kommen, körperlich, geistig und seelisch, ist das was wir brauchen um wieder zu Kräften zu kommen. Dazu gehört dann auch sich zu pflegen, Bäder, Sauna, Massagen und ähnliches zu genießen. Auf diesem Wege in die Entspannung und Erholung, finden wir dann auch die verborgenen Schätze, die in uns liegen und sehnlichst darauf warten, geborgen zu werden. Aus der Anspannung der aktiven Jahreszeit heraus ist das in diesem Maße nicht möglich. Dazu braucht es die Zeit zwischen Jul und Imbolc. Die Starre des Winters, des scheinbaren Todes, gibt den feineren Kräften in und um uns den Raum, sich zu entfalten. Sie helfen uns in einem besseren, einem klareren Zustand, in die nächste aktive Phase zu starten. Doch es ist sicher keine einsame Zeit, denn sich mit Freunden zu treffen, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen und Spaß zu haben, gehört unabdingbar zu einer ganzheitlichen Erholungs- und Kräftigungsphase.

Leider glauben wir modernen Menschen, dass wir durch unsere Technik, das Licht, den Strom, die Heizung, das fließende warme und kalte Wasser, unsere festen Häuser und wetterunabhängige Versorgung und Mobilität, von der Notwendigkeit dieser Jul- Rauhnacht und Winterzeit losgelöst und unabhängig sind. Doch dem ist ganz sicher nicht so, auch wenn wir es überspielen. Den meisten Menschen merkt man gegen Ende des Jahres an, dass sie eine Auszeit brauchen. Nicht wenige fallen in eine Winterdepression zu der das wenige Licht nur einen Teil beiträgt. Burn-Out und Erschöpfungszustände in immer jüngeren Jahren haben ihre Ursache auch in dem Übergehen und Überspielen dieser Zeit der Ruhe und Erholung. Es ist daher gut, daran erinnert zu werden, wie es unseren Vorfahren erging und wie relativ einfach wir es dagegen haben. Dafür sollten wir dankbar sein und um so bewusster diesen Vorteil für unser Wohl nutzen lernen. Und so sicher wir uns in unserer sogenannten Zivilisation fühlen, so zerbrechlich ist sie. Der Schritt von ihr zu einem erneuten Leben in und mit der Natur ist ein kleiner und wird nur wenige Tage benötigen. Ich wünsche Ihnen daher eine bewusste und transformierende Zeit mit sich selbst und den regenerativen Kräften dieser Zeit.

Hier noch eine Zusammenfassung der Aspekte des Jul-Festes:

Ereignis: Wintersonnenwende

Termin: zwischen 20. und 23. Dezember

Gefeiert wird: Jul oder auch Alban Arthuan, im christlichen Kontext Weihnachten

Qualität: ein Sonnenfest

Position: Norden

Element Erde

Götter: Gaia, Ceredwen, Freyr, Frau Holle, die Nornen

Tierkreis: verbindet die Tierkreiszeichen Schütze und Steinbock

Planet: Saturn

Stein: Amethyst

Farbe: Schwarzgrün, Violett

Tier: Bär

Baum: Tanne, Esche

Strauch: Mistel

Kraut: Zinnkraut

Bild: Tod und Wiederauferstehung des Lichtes

Themen: Der physische Tod und die Wiedergeburt, verborgene Schätze, Manifestation

Aufgaben: still werden, das alte Lichtjahr verabschieden und das neue feiern, Einkehr, Innenschau, Erholung und Regeneration

Mit herzlichen Grüßen,

Norbert Paul