Felix Sturm … nach dem Kampf ist vor dem Kampf!

Genau 7 Tage nach dem Boxkampf Felix Sturm versus Fedor Chudinov und der in der gleichen Nacht statt gefundenen Pressekonferenz hier nun unser Rückblick auf diesen nicht ganz unspektakulären Kampf:

DSC_0052Der Kampf ging wie angesetzt über 12 Runden, welche nach dem Urteil der Punktrichter in den Runden 1 und 2 für Sturm entschieden wurden, die Runden 4, 5, 6 waren sehr eng und die Runden 11 + 12 gingen wieder an Sturm. Selbst die Experten waren sich hier zunächst nicht einig, wie genau gezählt worden war. Und so gab es in den Tagen nach dem Kampf “heiße” Diskussionen in diversen Box-Foren und eine deutlich gespaltene Meinung zur Bewertung. Die Wogen haben sich mittlerweile geglättet. Der zwar knappe, aber dennoch eindeutige und vor allem auch verdiente Sieg von Felix Sturm dürfte allgemein feststehen, auch wenn die Enttäuschung des russischen Gegners über seine Niederlage sicherlich sowohl sportlich als auch menschlich nachvollziehbar ist.DSC_0113

Felix boxte nun bei seinem Revanche Kampf gegen Chudinov sehr viel stärker und auch vom Stil her anders als in der Hinrunde, worauf letzterer sicherlich nicht eingestellt war. Dies war bestimmt nicht ganz unbegründet in dem überzeugenden Trainingsstil seines neuen Trainers Magomed Schaburow. trainingAuch war Felix vor dem Kampf sogar von Landsleuten wie Axel Schulz eher “heruntergeredet” worden, der noch am Tag des Kampfes in der Bild Zeitung mit der Aussage “Heute geht Felix Sturm in Box-Rente!” zitiert wurde.

Und dies obwohl er für Deutschland boxt und somit im eigenen Lager doch eigentlich auf Unterstützung hoffen sollte. Berechtigterweise konnte sich daher Sturm in der anschließenden Pressekonferenz im TV einen gewissen Seitenhieb in Richtung Schulz nicht ganz verkneifen, der als Kommentator für Boxkämpfe mittlerweile eine weitaus erfolgreichere Karriere hingelegt hat als beim Boxen selbst.

Insofern hatte das Lager von Chudinov natürlich “leichtes Spiel” gegen Sturm erwartet.

Noch spektakulärer als der ohnehin schon spannende Boxkampf war aber die sich anschließende Pressekonferenz für die Printmedien: das Team Chudinov behauptete sofort eingangs, unfair behandelt worden zu sein und legte demonstrativ die vom Gastgeber Sturm Boxing gestellten Boxhandschuhe vor. Es handelte sich um die vom Hersteller Elvis Phillips Grant hergestellten, handgenähten Boxhandschuhe, welche von fast allen bekannten Profi-Boxern, Champions und Weltmeistern, u.a. auch von den Klitschko Brüdern und nun auch von dem Popsänger Justin Biber getragen werden. Chudinov hatte diese in der Farbe Rot gewählt.

DSC_0172Als er diese nun nach dem Kampf vorlegte, war die Farbe an den Schlagflächen fast vollständig abgewetzt, als Beweisstück lag ebenfalls ein weisses Handtuch bereit, auf welchem rote Farbspuren erkennbar waren.

Wie nun die rote Farbe auf das Handtuch gekommen ist – Felix Sturm habe nach Aussage seines Pressesprechers persönlich an den Handschuhen einen Geruch von Lösungsmittel wahrnehmen können –  mag dahinstehen. Selbst wenn man annehmen wollte, dass es hier zu einer vorzeitigen Ablösung von Farbe gekommen sein sollte, so hatte dies sicherlich keine Auswirkung auf den Ausgang des Boxkampfes. Schließlich hätte in dem Fall vor allem Felix Sturm die rote Farbe der Handschuhe seines Gegners im Gesicht haben müssen und wäre insofern eher der Geschädigte dieses Malheurs gewesen.

Als Höhepunkt stürmte schließlich noch einer der Manager von Chudinov in die laufende Pressekonferenz und forderte lautstark und ungehalten einen umgehenden Rückkampf von Sturm noch im Mai diesen Jahres in Moskau vor Ort, der Fairness halber! Das gesamte Setting musste auf die anwesenden Journalisten und Außenstehende fast wie inszeniert in seiner Dramatik wirken.DSC_0161

Einen solchen Kampf wird es jedoch vor allem so zeitnah nicht geben. Nach Aussage des Managements von Sturm folgt nun zunächst ein Kampf in Sarajevo. Dort gäbe es ein schönes neues Stadion, in welchem Felix kämpfen wolle, da die gesamte dortige Nation – Sturm ist Bosnier – dort “Kopf stände” und ihn wie einen Nationalhelden feiere.

Zu einem möglichen Kampf mit Artur Abraham wollte man sich nicht äußern, dieser müsse zunächst den geplanten Kampf am 09.04. in Las Vegas erfolgreich bestreiten und sich so aus seiner aktuellen Rolle als Außenseiter hervor kämpfen.

Viel sehen würde man jedoch zukünftig von Maurice Weber, dies sei aktuell der einzige Boxer in Deutschland, bei welchem man das Potenzial für eine erfolgreiche Karriere und der Chance auf einen Weltmeistertitel sehe.

Am Rande des Sturm – Kampfes waren natürlich noch einige andere Talente zu sehen, so im Vorkampf der wiederum siegreiche Francesco Pianeta, welcher noch 2013 selbst gegen Klitschko geboxt hatte.

DSC_0013Und eine der Hoffnungen im Frauenboxen, Anja Moskil mit ihrem Trainer Hakan Sayrac, immerhin schon Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft und NRW Meisterin sowie Deutsche Vizemeisterin etc. als Amateurin.

 

Immer gut drauf wie man sieht, die Jungs aus dem Team von First Punch Boxpromotion, waren selbstverständlich auch beim Kampf dabei:

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Vorkampf Klitschko – Interview mit Samy Musa

SamyBoxenIm Vorkampf zum Klitschko Event kämpft unter anderem Samy Musa, der bei First Punch Boxpromotion unter Vertrag ist. Wir haben ihm in Hinblick auf seinen Kampf nächsten Samstag ein paar Fragen gestellt:

Samy, wie bist Du zum Boxen gekommen?

Als ich 16 Jahre alt geworden bin, fragte mich mein Vater, „Wie wäre es eigentlich mal mit einem vernünftigen Sport?“ Er ermunterte mich, etwas Neues zu versuchen in der Richtung, bis dahin hatte ich Fußball gespielt, jedoch mit nur mäßigem Erfolg, da ich wenig Zeit hatte tagsüber und hauptsächlich zum Arabisch Unterricht in meiner Freizeit ging. Ich hatte daher auch noch nicht an Spielen oder Turnieren teilgenommen. Der Vorschlag von meinem Vater war daher Boxen oder Kraftsport oder etwas Ähnliches. Ich lies mir dies durch den Kopf gehen und habe es daraufhin versucht.

Insofern boxe ich bereits seit ca. 16 Jahren, ich bin jetzt 32 Jahre alt, habe aber auch zwischendurch immer wieder Pausen gemacht während der Schulzeit oder meiner Ausbildung. Ziemlich schnell habe ich damals gemerkt, Boxen alleine ist es nicht, daher habe ich nebenbei eine Ausbildung als Erzieher begonnen. Dies umfasste zunächst ein einjähriges Praktikum in einem Kindergarten sowie im Anschluss daran eine vierjährige Ausbildung. Seit sieben Jahren bin ich nun beschäftigt in der sogenannten Offenen Ganztagsschule in Krefeld. Ich arbeite dort als Erzieher, täglich bis 16 Uhr, und helfe den Schülern bei ihren Schularbeiten, mache also die Hausarbeitenbetreuung, leite AGs, esse mit ihnen zusammen etc.

Der Vater von Samy kommt aus Palästina, die Mutter ist Deutsche, er ist hier geboren; als er in der 3. Klasse war, hat er aber ein Jahr lang mit seinen Eltern in Jordanien gelebt und hat dort auch Arabisch gelernt. SamyKrawatte

Samy, wie hast Du das Leben dort erlebt?

Wir haben in Jordanien gelebt als ich in der 3. Klasse war. Es ging uns gut, obwohl wir in einem riesigen Camp für Flüchtlinge aus Palästina dort gelebt haben mit dem Namen Muckaiam Albaqua. Es war kein gewöhnliches Camp, die Leute wohnten immerhin in eigenen Häusern, es gab Straßen und eine normale Infrastruktur, die Einwohner hatten Arbeit, alle konnten sich ausreichend zu Essen und zu Trinken kaufen. Es haben jedoch dort ausschließlich palästinensische Flüchtlinge gelebt. Wir waren ca. für ein Jahr da, ich habe die arabische Sprache gelernt und mein drittes Schuljahr absolviert. Es war eine gute Erfahrung für mich, auch wenn ich es oft schwer dort hatte. Ich war für die anderen Kinder meist „der Deutsche“ sowie ich hier in Deutschland leider oft „der Kanake“ bin. Die ersten 6 Monate habe ich eine Privatschule besucht, danach habe ich auf eine staatliche Schule gewechselt, auf welcher es dann auch einfacher war, Kontakt zu den anderen Kindern zu finden und ich keine Außenseiterrolle mehr inne hatte.

Samy, wie bist Du dazu gekommen, eine Ausbildung zum Erzieher zu machen?

Während des 9. Schuljahres sollten wir ein Praktikum machen, ich habe damals meine Mutter gefragt, was ihrer Meinung nach am besten zu mir passen würde und sie schlug mir ein Praktikum im Kindergarten vor. Das hat mir sehr gut gefallen und auch die Erzieherinnen dort sagten am Ende dessen zu mir, dass dies ihrer Einschätzung nach „genau mein Ding“ sei. Also habe ich nach der Schule weiter gemacht und schließlich eine Ausbildung als Erzieher begonnen. Jetzt betreue ich hauptsächlich Kinder bzw. Jugendliche im Alter von 6 oder 7 Jahren bis zum Alter von 9 oder 10 Jahren, also während der 1. bis 4. Klasse. Es ist mir persönlich wichtig, direkten Umgang mit Menschen zu haben, zu sehen, wie sich die Kinder entwickeln und nicht einen typischen Bürojob zu machen und den ganzen Tag quasi „vor dem PC zu hängen“.

Samy, zum Schluss natürlich noch die Frage zu Deiner Karriere als Boxer und der Vorbereitung auf den Kampf am Samstag:

SamyFirstPunchMein Werdegang als Boxer sah folgenermaßen aus, seit dem 16. Lebensjahr bin ich bei den Amateuren, im Alter von 17 bestritt ich dort meinen ersten Kampf, mit 29 Jahren hatte ich meinen letzten Amateurkampf. Ich wollte immer schon Profi werden, aber es relativ schwierig, jemanden zu finden, der mir Kämpfe als Profi besorgte und mir ein entsprechendes Training anbot. Mit 76 Kilo Körpergewicht und einer Größe von 1,90 m bin ich stets der Größte in meiner Klasse, dem Supermittelgewicht.

Mit Jan Christoph Jaszczuk habe ich endlich nach 2 Jahren Suche jemanden gefunden, der mir Kämpfe besorgt, mein Manager ist, mich trainiert und genau zu mir passt. Als mich First Punch damals angerufen hat, passte alles sofort und ich habe direkt Vertrauen gefasst zu ihm. Auf die Chance, beim Klitschko Event zu boxen, habe ich schon immer hingearbeitet, es war ein Traum von mir. Als ich damals bei Christoph unterschrieb, habe ich dies als mein Ziel bereits visualisiert und daran gedacht. Und siehe da: nun hat es geklappt!

Ich arbeite hart und hoffe das Beste für die Zukunft. Wenn ich an meinen Gegner Jay Spencer denke, bleibe ich eigentlich ganz cool. Er ist bestimmt ein guter Boxer, ich respektiere ihn. Ich gehe positiv in den Ring und werde mein Bestes zeigen und natürlich gehe ich hinein, um zu gewinnen, das ist ja klar. Aber ich möchte nicht überheblich erscheinen und irgendwelche Sprüche klopfen. Ich konzentriere mich auf das Sportliche und bin sehr diszipliniert. That´s it!

SamyOberbürgermeister

Samy wurde zudem gerade zum Botschafter der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen von GIBEI Afrika ernannt. Das Foto zeigt ihn zusammen mit dem Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen auf der Mode, Heim und Handwerk Messe in Essen.