Die letzten Tage ist die Weltöffentlichkeit beschäftigt mit einem Thema: dem Anschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo. Und schon die Wochen vor Weihnachten und um den Jahreswechsel herum ist – zumindest hier in Deutschland – geprägt von einem Thema mit ganz ähnlichem Aussagegehalt: PEGIDA! Auf einen gemeinsamen Nenner gebracht bedeutet dies: stehen wir – Deutschland oder gar Europa – vor einer “Islamisierung” bzw. besser stellt der Islam, geprägt auch von den durch sämtliche Medien gehenden Schreckensnachrichten über die Machenschaften solcher Gruppierungen bzw. Terror-Organisationen wie die ISIS – jetzt IS – oder Boku Haram, eine weltweite Bedrohung dar?
Der Begriff “Islamisierung” ist ganz allgemein negativ geprägt. Eine neutrale und sachliche Verwendung ist kaum noch denkbar, indiziert dieser doch in unser aller Augen gleichsam eine deutliche Fremdenfeindlichkeit, wenn nicht sogar eine rechte Gesinnung und “Engstirnigkeit” derer, welche ihn für sich zu benutzen wagen. Es gibt demnach auch zu dem Thema PEGIDA nur ein dafür oder dagegen – ein Pro oder Contra. Wer sich nicht direkt und deutlich gegen diese Strömung positioniert oder entsprechend negativ über diese äußert, gilt als “rechts”. Unabhängig davon, ob demjenigen die Inhalte der Bewegung überhaupt im Ansatz bekannt sind oder nicht. Neutralität ist nicht möglich. Es gibt groß angelegte Demonstrationen gegen diese und in Städten wie Köln wurde zudem in zahlreichen öffentlichen Gebäuden während des Stattfindens von PEGIDA kurzfristig letzten Montag das Licht abgeschaltet. Unser Staat bezieht also Stellung, er hat hochoffiziell eine politische Meinung. Das ist neu. Auch wird über PEGIDA soviel und präsent in den Medien berichtet, wie dies zuvor vergleichbar vielleicht über die Montagsdemonstrationen kurz vor der “Wende” erfolgte. Dieses zweifelhafte Glück wurde den vorangegangenen, seit Anfang des Jahres 2014 stattfindenden “Friedensdemonstrationen”, welche ebenfalls wöchentlich montags in fast allen deutschen Städten stattfanden, interessanterweise nicht zuteil.
Nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo ist die Öffentlichkeit nun ebenfalls der einhelligen Auffassung, dies war wiederum die “böse Fratze” des Islam. Einer der Attentäter hat sich noch am Tatort zu Al Kaida bekannt. Angesichts dieser Tat gegen eine “Islamisierung” zu sein, ist daher politisch gesehen durchaus korrekt. Hunderttausende demonstrierten heute am Sonntag nachmittag sowohl in Paris wie auch hier in Dresden und vielen anderen Großstädten, um ihr Mitgefühl mit den Opfern des Anschlags auszudrücken, Führungspersönlichkeiten aus der Politik zahlreicher Länder waren anwesend.
Es lässt sich also feststellen, der Grad ist schmal geworden, auf welchem sich eine Meinung so vertreten lässt, dass sie die Zustimmung und Genehmigung der Öffentlichkeit und auch des eigenen direkten Umfeldes findet. Der nun überall lesbare Slogan “Je suis Charlie”, verbreitet von sämtlichen Zeitungen und Pressevertretern, welche sich im Sinne der Meinungsfreiheit mit den Opfern solidarisieren möchten, ist sicherlich gut gemeint. Auch wenn er von vielen verwendet wird, welche mit dem Satiremagazin Charlie Hebdo doch sehr wenig gemeinsam haben, schon gar nicht dieselbe politische Zielrichtung verfolgen. So zeugt es doch auch von einer gewissen Doppelmoral, dass neben der nun angeblich so hoch gehaltenen Meinungsfreiheit, auch zu derartigen Ansinnen wie das unseres Justizministers kommt, der vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse nunmehr dafür plädiert, die nächste Kundgebung von PEGIDA in Dresden abzusagen, sprich diese damit schlichtweg verbieten möchte. Die Wortwahl des Ministers ist nicht gerade feinsinnig bei seinem Ansinnen. Der Staat bezieht Stellung, erneut. Er hat eine politische hochoffizielle Meinung.
Rosa von Luxemburg sagte einmal, die
“Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden”!
Vielleicht sollte dies im Sinne der Toleranz auch von unserer Regierung beherzigt werden. Und sofern zigtausende Bürger eines Landes wöchentlich wiederholt auf die Straße gehen, wäre es sicherlich sinnvoll, sich mit deren Anliegen etwas sachlicher und konstruktiver auseinanderzusetzen und dies auf einer Inhaltsebene, anstatt diese schlicht als “Nazis” und “Rechtsradikale” abzustempeln, sowie diese auch überwiegend in der Presse als “rechtsorientiert” dargestellt werden. Ein Journalist sollte jemand sein, der neutral und im Dienste der Wahrheitsfindung einen bestimmten Sachverhalt detailliert recherchiert und über diesen vornehmlich sachlich und aufklärend berichtet. Was regen wir uns doch allesamt ständig über die einseitige “Meinungsmache” der Bildzeitung auf. “Bild Dir Deine Meinung!” heißt es so schön. Aber unterscheidet sich die Berichterstattung so manch anderer Tageszeitung noch wesentlich von dieser Vorgehensweise? Es wird verurteilt und gewertet, etwas für schlecht oder gut befunden und Menschen sowie Gruppierungen offiziell als “rechts” oder “links” dargestellt. Was bedeutet dieses “rechts” oder “links” überhaupt genau? Und welche Inhalte hat beispielsweise eine Bewegung wie PEGIDA? In den Nachrichten ist dazu bisher außer den üblichen Pauschalierungen und die Aussage, deren Anhänger seien allgemein “islamfeindlich” wenig zu erfahren.
Wir möchten uns an dieser Stelle ausdrücklich keiner der dargestellten Meinungen oder Bewegungen inhaltlich anschließen oder gar deren politische Aussagen verteidigen, auf dieser Ebene befinden wir uns bei dem Darstellungsgrad noch lange nicht. Aber selbst bei einer oberflächlichen Betrachtung der Geschehnisse in den letzten Wochen, insbesondere Tagen, fällt auf, dass es an einer gewissen Sachlichkeit in der öffentlichen Diskussion offenbar längst mangelt und hier gerade sehr oft, sprichwörtlich “mit zweierlei Maß gemessen” wird.
Wo jedoch sind die Graustufen bei der Bewertung von Sachverhalten geblieben?
Selbst denken oder selber recherchieren hilft!!!
Empfehlenswerte Literatur hierzu: