Gewalt in der Ehe – ein rein männliches Phänomen?

Neuere psychologische Studien belegen auch hier wieder das Gegenteil: klassischerweise ging man davon aus, dass der Anteil von häuslicher Gewalt durch Frauen bei gerade einmal 5-10% liegt. Dies ist indes nicht so bzw. hat auch auf diesem Gebiet zwischenzeitlich möglicherweise ein Wandel stattgefunden in Richtung “Gleichstellung” der Geschlechter. Neuere Methoden der Gewaltforschung, welche demnach unterschiedliche Formen von Aggressionen und Gewalt sowie die Reaktionen des jeweiligen Partners bzw. Betroffenen berücksichtigen, kommen zu dem Ergebnis, dass der Anteil männlicher Opfer mittlerweile sogar bei 40-50% liegt. Auf diesem eher unschönen Gebiet scheint sich die angestrebte „Gleichberechtigung“ der Frauenbewegung offenbar durchgesetzt zu haben. Mitarbeiter von Opferschutzverbänden oder Psychotherapeuten, welche regelmäßig in ihrer täglichen Arbeit mit diesen Themen befasst sind, sprechen insofern teilweise von einem „völlig verzerrten“ Bild, welches in der Öffentlichkeit weiterhin besteht über Frauen als Hauptleidtragende häuslicher Gewalt.

Die österreichische Bundesregierung gab überraschenderweise bereits im Jahr 2001 einen Anteil von 50% männlicher Opfer von häuslicher Gewalt in einer Broschüre zu diesem Thema an. Derartige Zahlen gelangen aber interessanterweise zu keinem Zeitpunkt der breiten Öffentlichkeit zur Kenntnis und werden von den einschlägigen Medien wie dem Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt,  Funk oder Fernsehen erst überhaupt nicht aufgegriffen. Das Fatale an dieser Entwicklung sei nach Meinung von Experten, dass Männer aufgrund des klassischen Rollenbildes, welches die Frau stets als Opfer und die Männer als Täter stigmatisiere, viel zu gehemmt seien, sich wirklich Hilfe bei öffentlichen Beratungsstellen, bei Therapeuten oder im Freundeskreis zu holen. Selbst dort könnten sie sich oft niemandem anvertrauen, da sie entweder nicht ernst genommen würden und männliche Freunde oder Kollegen sich über sie lustig machen oder ihnen schlichtweg nicht geglaubt wird, da die traditionelle Vorstellung der “Frau als Opfer” in unserer Gesellschaft derart unumstößlich feststeht. Die betroffenen Männer neigen daher dazu , derartige Erlebnisse entweder zu verdrängen, zu überspielen „Ach, so schlimm war es ja auch nicht!“ oder ihr psychisches Leid in sich „hineinzufressen“ und mit psychosomatischen Krankheiten zu reagieren bzw. das Erlebte mit Alkohol oder anderem Suchtverhalten versuchen, zu kompensieren.

Am tragischsten muss jedoch die Fallkonstellation erscheinen, dass Männer aufgrund ständiger Provokation durch ihre Frauen mit minderen Formen von Gewalt letztlich selbst gewalttätig werden und zurück schlagen und auf diese Weise selbst zu Tätern werden, welche schließlich vor Gericht stehen, da die Frau im Zweifel hier immer glaubwürdiger erscheinen wird und daher Recht bekommt.

Die politische Welt, insbesondere in Deutschland, sei jedenfalls nicht bereit, das in der Öffentlichkeit bestehende Bild in irgendeiner Weise zu korrigieren oder in diesem Punkt für eine zeitgemäße Aufklärung in der Bevölkerung zu sorgen sowie den Betroffenen praktikable Hilfsangebote zu machen.

Auch scheinen die Motivlagen der Täterinnen andere als die der männlichen Täter zu sein. Während letztere überwiegend einfach „ihre Ruhe“ haben wollen und sich einem weiblichen „Shitstorm“ gegenüber sehen, welchen sie beenden möchten oder aber auch generell zielgerichtet oder situativ ihre reine Aggressivität an ihrer Partnerin auslassen, sei es aus psychologischer Sicht vordringliches Ziel der weiblichen Täterinnen, das Opfer zu beherrschen oder kontrollieren zu wollen. Die Ausübung von Macht über das Opfer sei zwar allgemein das hauptsächlich angestrebte Ziel bei der Ausübung von körperlicher Gewalt im privaten Bereich, gerade bei den Frauen sei dies aber das überwiegende.

(Quelle: http://www.psychotherapiepraxis.at/artikel/paartherapie/gewalt-in-beziehungen.phtml)