Der Franziskusweg – ein Pilgerweg in Italien

Eine bisher weitgehend unbekannte Alternative zum berühmten Jakobsweg in Spanien – dem Camino de Frances – mit Endziel in Santiago de Compostella ist der Franziskusweg in Italien, welcher von Florenz nach Rom, streckenweise durch die Toskana führt. Franziskusweg_Pilgerfuehrer_9783954310-0203

IMG_0923Landschaftlich äußerst reizvoll, vor allem für Italien- und Toskana-Fans sicherlich die erste Wahl und möglicherweise interessanter als der mittlerweile leider vor allem in den Sommermonaten sehr überlaufene Camino de Frances. Der Franziskusweg ist noch keine “Pilger-Autobahn”, sondern enthält auch unbefestigte und weniger ausgebaute Streckenabschnitte. Zudem dürfte die “Reise zu sich selbst”, welche der Pilger schließlich mit dem einfachen Wandern als darüber hinausgehenden Sinn und Zweck seiner Reise verbinden will, hier noch authentischer und in wesentlich mehr Ruhe und Abgeschiedenheit zu finden sein.

Franziskusweg_Pilgerfuehrer_9783954310-0203_InnenseitenSimone und Anton Ochsenkühn vom Amac – Buchverlag haben sich intensiv mit dem Franziskusweg und dessen Historie beschäftigt und haben sich diesem Abenteuer gestellt. Dabei heraus gekommen ist zudem ein wunderschöner sowie spannender Reiseführer, der sicherlich eine wertvolle Hilfestellung beim Beschreiten dieses Pilgerweges darstellt, da der Franziskus, anders als der Camino, auch vom Ausbauzustand der Beschilderung und des Wegenetzes stellenweise noch etwas improvisiert ist.IMG_0443

Hier einige Eindrücke und Fotos der Autoren von ihrer Tour.

Herzlichen Dank an die Beiden für deren Zurverfügungstellung!

 

Verlagstext zum Reiseführer:

Der Franziskusweg von Florenz nach Rom – Ein Pilgerweg für alle Sinne

Wollten Sie nicht schon immer die Wanderschuhe schnüren und einfach losgehen? Simone und Anton Ochsenkühn forschen seit vielen Jahren nach den Spuren des Franz von Assisi auf dem Franziskusweg in Italien. Insgesamt 500 Kilometer führt er von Florenz über Assisi nach Rom. 30 Tagesetappen mit vielen Höhenmetern müssen vom Pilger/von der Pilgerin überwunden werden.

IMG_0363Der Weg führt längs durch den Apennin durch weitläufige Naturschutzgebiete, hügelige Landschaften und italienische Hochkulturgebiete. Immer wieder trifft man auf einsame Klöster, besinnliche Orte und unberührte Natur. Auf den Spuren des heiligen Franziskus läuft man auf historischen Pfaden zu vielen seiner Wirkstätten. Man startet in der Stadt der Künste, Florenz in der Toskana, direkt hinein in die Natur. Assisi als geografische Mitte und Geburts- und Sterbeort Franziskus liegt im Herzen Umbriens. Das Ziel heißt nun Rom in der Region Latium.

Der Weg ist nicht klassisch beschildert, wie man es von den Pilgerautobahnen wie dem Jakobsweg gewöhnt sein könnte. Der Weg führt auf Wanderwegen und Bergwanderwegen in die Naturschönheiten der Regionen und weist teils historische Spuren des Franziskus auf. 

Pilgerlager gibt es kaum, geschlafen wird in normalen einfachen Pensionen, Klöstern, Herbergen. Das Essen ist ein Traum, ein Fest für die Sinne, die sich auf dem Weg schärfen. Unweigerlich wird man in den Bann dieser magischen Orte gezogen und auch wenn man nicht religiös ist, so scheint es, dass man Franziskus unweigerlich begegnet.

Wir finden, dass dieser Weg das Schönste ist, was man derzeit erleben kann.
Übersicht_Franziskusweg

Geschichtliches zum Jakobsweg …

Wie man oben auf dem Foto erkennen kann, ist das Erkennungsmerkmal – das Pilgerzeichen – des Jakobsweg sogar in Düsseldorf im Medienhafen zu finden – die strahlenförmig auslaufende Jakobsmuschel.

Dazu ein kleiner Auszug aus dem Buch zum geschichtlichen Hintergrund:

Auf meinem Weg nach Santiago de Compostela lernte ich unterwegs viele interessante Menschen kennen. Einer davon war Patrick aus Süddeutschland. Beim gemeinsamen Abendessen mit den anderen Pilgern kam ich mit ihm ins Gespräch und ich erfuhr, dass er Theologe war. Ich hatte also sozusagen einen „Mann vom Fach“ neben mir. Patrick erzählte mir viel Interessantes über den Jakobsweg, unter anderem Historisches über die vorchristliche Geschichte des Pilgerweges.
 Anfangs skeptisch, dann immer interessierter, lauschte ich seinen Erzählungen, wo ich mich selbst doch vor dem Aufbruch zu diesem Abenteuer so gut wie gar nicht über die historischen Hintergründe unserer geplanten Pilgertour informiert hatte.

Wieder zu Hause in Düsseldorf durchforstete ich daher die einschlägige Literatur und das Internet, um noch mehr über die Entstehung des Camino zu erfahren und entdeckte dabei einige sehr wertvolle Informationen, die ich auch Ihnen an dieser Stelle nicht weiter vorenthalten möchte und sie daher in diesem Kapitel vorstelle.

In grauer Vorzeit ….

Lange vor der ersten urkundlichen Erwähnung im 11. Jahrhundert und lange vor der Entstehung des Christentums pilgerten bereits Menschen über einen nordspanischen Weg in Form des heutigen Jakobsweg in Richtung Atlantik.
Ihr damaliges Ziel lag jedoch noch nicht in Santiago de Compostela, wie das Ziel der heutigen christlichen Pilger, und ihr Weg trug auch einen anderen Namen. 
Unsere Urahnen, die Kelten, pilgerten über den sogenannten „Sternenweg“ in ihrer Vorstellung an das Ende der Welt, um ihren verstorbenen Ahnen näher zu kommen.
Was in dieser Darstellung etwas romantisch verklärt klingt, beruhte allerdings durchaus auf Fakten, welche einen ganz realen Hintergrund hatten.
So verläuft der „Sternenweg“ beispielsweise unter der Milchstrasse, deren Sternenlicht, welches auch wir heute noch in klaren Nächten am Himmel sehen können: im Weltbild der Kelten stellte er daher einen Wegweiser und Kompass für die Seelen der Verstorbenen dar. Er sollte ihnen quasi den Weg ins Paradies, welches am Ende der damals bekannten Welt lag, weisen. Dieser Endpunkt war an der Westküste Spaniens verortet, im heutigen Finisterre, dessen Name aus dem Lateinischen übersetzt tatsächlich das „Ende der Welt“ bedeutet. Dort hinter dem Horizont, so glaubten die Kelten, lagen die Inseln der verstorbenen Seelen und somit stellte Finisterre der den Inseln am nächsten gelegenen weltlichen Ort dar. Die Reise dorthin war gleichsam eine Art Auseinandersetzung mit dem Diesseits und dem Jenseits, also mit dem Leben und dem Tod.

Seit 1980 entwickelte sich das Wegenetz stetig immer weiter in ganz Europa. So gibt es heute Jakobswege u.a. in der Schweiz, Deutschland, Österreich oder Polen.

Der Camino Francés wird aber im Grunde nachwievor als der eigentliche Jakobsweg angesehen und 1985 wurde vom Europarat eine Expertenkomission berufen, die über eine eindeutige Namensgebung entschied, da bis damals ebenso sämtliche anderen Pilgerwege in ganz Europa als Jakobswege bezeichnet werden konnten. Man einigte sich nun darauf, dass nur der Weg in Nordspanien die Bezeichnung Jakobsweg (Camino de Santiago) tragen durfte, und alle anderen Wege schlicht als „Wege der Jakobspilger“ zu bezeichnen seien, um hier eine deutliche Abgrenzung vorzunehmen.
JakobswegDer Gedanke hinter dieser Nomenklatur war, dass ein Unterschied zwischen reinen Pilgerwegen und alten Strassen und Wegen, die sowohl als Pilgerwege als auch als normale Verkehrsstrassen genutzt worden waren, gemacht werden sollte.
Dies geschieht allerdings im allgemeinen Sprachgebrauch bis heute nicht.

Seit 1993 ist der spanische Hauptweg zudem UNESCO-Weltkulturerbe.