Wie man oben auf dem Foto erkennen kann, ist das Erkennungsmerkmal – das Pilgerzeichen – des Jakobsweg sogar in Düsseldorf im Medienhafen zu finden – die strahlenförmig auslaufende Jakobsmuschel.
Dazu ein kleiner Auszug aus dem Buch zum geschichtlichen Hintergrund:
Auf meinem Weg nach Santiago de Compostela lernte ich unterwegs viele interessante Menschen kennen. Einer davon war Patrick aus Süddeutschland. Beim gemeinsamen Abendessen mit den anderen Pilgern kam ich mit ihm ins Gespräch und ich erfuhr, dass er Theologe war. Ich hatte also sozusagen einen „Mann vom Fach“ neben mir. Patrick erzählte mir viel Interessantes über den Jakobsweg, unter anderem Historisches über die vorchristliche Geschichte des Pilgerweges. Anfangs skeptisch, dann immer interessierter, lauschte ich seinen Erzählungen, wo ich mich selbst doch vor dem Aufbruch zu diesem Abenteuer so gut wie gar nicht über die historischen Hintergründe unserer geplanten Pilgertour informiert hatte.
Wieder zu Hause in Düsseldorf durchforstete ich daher die einschlägige Literatur und das Internet, um noch mehr über die Entstehung des Camino zu erfahren und entdeckte dabei einige sehr wertvolle Informationen, die ich auch Ihnen an dieser Stelle nicht weiter vorenthalten möchte und sie daher in diesem Kapitel vorstelle.
In grauer Vorzeit ….
Lange vor der ersten urkundlichen Erwähnung im 11. Jahrhundert und lange vor der Entstehung des Christentums pilgerten bereits Menschen über einen nordspanischen Weg in Form des heutigen Jakobsweg in Richtung Atlantik. Ihr damaliges Ziel lag jedoch noch nicht in Santiago de Compostela, wie das Ziel der heutigen christlichen Pilger, und ihr Weg trug auch einen anderen Namen. Unsere Urahnen, die Kelten, pilgerten über den sogenannten „Sternenweg“ in ihrer Vorstellung an das Ende der Welt, um ihren verstorbenen Ahnen näher zu kommen. Was in dieser Darstellung etwas romantisch verklärt klingt, beruhte allerdings durchaus auf Fakten, welche einen ganz realen Hintergrund hatten. So verläuft der „Sternenweg“ beispielsweise unter der Milchstrasse, deren Sternenlicht, welches auch wir heute noch in klaren Nächten am Himmel sehen können: im Weltbild der Kelten stellte er daher einen Wegweiser und Kompass für die Seelen der Verstorbenen dar. Er sollte ihnen quasi den Weg ins Paradies, welches am Ende der damals bekannten Welt lag, weisen. Dieser Endpunkt war an der Westküste Spaniens verortet, im heutigen Finisterre, dessen Name aus dem Lateinischen übersetzt tatsächlich das „Ende der Welt“ bedeutet. Dort hinter dem Horizont, so glaubten die Kelten, lagen die Inseln der verstorbenen Seelen und somit stellte Finisterre der den Inseln am nächsten gelegenen weltlichen Ort dar. Die Reise dorthin war gleichsam eine Art Auseinandersetzung mit dem Diesseits und dem Jenseits, also mit dem Leben und dem Tod.
Seit 1980 entwickelte sich das Wegenetz stetig immer weiter in ganz Europa. So gibt es heute Jakobswege u.a. in der Schweiz, Deutschland, Österreich oder Polen.
Der Camino Francés wird aber im Grunde nachwievor als der eigentliche Jakobsweg angesehen und 1985 wurde vom Europarat eine Expertenkomission berufen, die über eine eindeutige Namensgebung entschied, da bis damals ebenso sämtliche anderen Pilgerwege in ganz Europa als Jakobswege bezeichnet werden konnten. Man einigte sich nun darauf, dass nur der Weg in Nordspanien die Bezeichnung Jakobsweg (Camino de Santiago) tragen durfte, und alle anderen Wege schlicht als „Wege der Jakobspilger“ zu bezeichnen seien, um hier eine deutliche Abgrenzung vorzunehmen.
Der Gedanke hinter dieser Nomenklatur war, dass ein Unterschied zwischen reinen Pilgerwegen und alten Strassen und Wegen, die sowohl als Pilgerwege als auch als normale Verkehrsstrassen genutzt worden waren, gemacht werden sollte.
Dies geschieht allerdings im allgemeinen Sprachgebrauch bis heute nicht.
Seit 1993 ist der spanische Hauptweg zudem UNESCO-Weltkulturerbe.