Die letzten Wochen sind die Bahnfahrer mal wieder Opfer und Leidtragende zugleich … neben den schon üblicherweise nicht allzu seltenen Verspätungen und Zugausfällen der deutschen Bundesbahn – aktuell zum Herbstbeginn und bei dem schlechten regnerisch – trüben Wetter stürzen sich zudem wieder vermehrt Selbstmörder von den Brücken auf die Gleise, so dass sich auf makabere Art und Weise auch die “Ausfälle” aufgrund von “Personenschäden” häufen – treten immer wieder die Streiks der Lokführer. Und dies nicht erster Linie, um die Not der Bahnangehörigen zu lindern, nein, um politische Reibereien zwischen den großen Gewerkschaften GDL und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) auszufechten auf deren Rücken und dem der Fahrgäste natürlich. Es geht um “Luxusproblemchen” wie die Forderung nach einer 37 statt der 40 Stunden Woche. Und selbst viele Mitarbeiter der Deutschen Bahn distanzieren sich öffentlich von diesen Streiks. Auch wenn ihnen teilweise zu arbeiten durch diese verboten ist, so tragen sie doch eindeutige Sticker auf ihrer Dienstkleidung mit entsprechenden Aussagen, entschuldigen sich höflich bei den Fahrgästen und versorgen diese auf so manchem Bahnhof sogar fürsorglich mit Kaffee. Das ist schön mitanzusehen, auch wenn es in der Hektik des Berufsverkehrs nicht immer trösten kann, sofern man sich nicht rechtzeitig nach einer alternativen Fortbewegungsmöglichkeit umsehen konnte. Und das letzte Wochenende der Herbstferien in NRW artete deshalb fast bundesweit zum absoluten Verkehrschaos, auch auf den Autobahnen, aus.
Umso anmaßender müssen im Vergleich jedoch die ebenfalls aktuellen Streiks der Lufthansa Piloten erscheinen. Diese verdienen im Durchschnitt sagenhafte Jahresgehälter in Höhe von 70.000 bis zu 260.000 € – dies sind Zahlen, nach denen sich sogar die meisten Vollakademiker ihr Leben lang vergeblich die “Finger lecken” – und dies trotz abgeschlossenem Studium an einer Universität. Nun ist eine qualifizierte Ausbildung heutzutage ja leider nun wirklich kein entscheidendes Kriterium mehr für einen guten Verdienst und finanzielle Sicherheit, aber der Unterschied zu einem Piloten erscheint doch enorm.
Vor allem vor dem Hintergrund, dass der durchschnittliche Pilot eines Passagierflugzeuges nur noch äußerst selten in seinem Alltag mehr gefordert wird als so mancher Busfahrer oder halt ein Lokführer. Geflogen wird vom Autopiloten, die Notsituation, in welcher ein Pilot theoretisch in die Gelegenheit käme, sein einmal erlerntes Wissen über das selbstständige Lenken eines Flugzeuges unter Beweis zu stellen, bleibt ihm glücklicherweise – ebenso wie den Passagieren – meist sein gesamtes Berufsleben lang erspart. Die hohe Kunst erschöpft sich daher meist in etwas komplizierteren Landeanflügen an Flughäfen wie z.B. Innsbruck oder Sizilien oder Samos, wo er den Autopiloten ebenfalls ausschalten und auf Handbetrieb gehen muss. Dies dann auch oftmals zum Leidwesen der Passagiere, denen dies nicht unverborgen bleibt, wenn der Pilot in solchen Situation zunächst zwei bis drei Schleifen dreht, bis er den Flieger denn doch noch “heile” herunter bringt und ein Teil der Passagiere bereits mit dem Brechreiz zu kämpfen hat.
Aber auch hier geht es um “Jammern auf hohem Niveau” wie man so schön sagt. Denn die Piloten kämpfen um den noch früheren Beginn ihres Vorruhestandes. Der soll zukünftig schon bei zarten 55 Jahren liegen bzw. ab diesem Alter noch besser abgesichert und daher einfacher zu erreichen sein.
Wohl dem, der um solche Ziele streiken kann!
So mancher Pflegekraft steigen bei diesen Rahmenbedingungen vor Neid die Tränen in die Augen und man fragt sich, was wohl passiert, wenn diese Berufsgruppe streiken würde … fallen dann die Krankenhäuser aus?!