Die beiden Seiten der Avocado

Avocados sind wirklich ein spektakuläres Lebensmittel: sie sind vollgepackt mit gesunden (Omega 3) Fetten, Carotinoiden, Folsäure und vielerlei krebsbekämpfenden Inhaltsstoffen und Vitaminen wie z.B.  Vitamin E, C, B 1, 2, 3 und 6 sowie vielerlei Spurenelemente und Mineralstoffe, insbesondere Kalium, so dass man ohne weiteres behaupten könnte, die Avocado sei das perfekte Lebensmittel. Nur ein einziger Bissen dieser wundervoll cremigen und erdig schmeckenden Frucht und man wird auch schon vom Geschmack her diesen positiven Lobeshymnen auf die Frucht zustimmen. Darüber hinaus ist sie sehr vielseitig verwendbar, von der Zubereitung in der klassischen Guacamole, als Brotaufstrich oder Dipp oder einfach ausgelöffelt mit einer Sauce angerichtet, im Grünen Smoothie verwendet, um diesem Konsistenz zu geben oder in der Rohkostküche gerne auch in Form von Schokoladenpudding.

Es gibt eigentlich nichts Schlechtes über diese Frucht zu sagen, sofern man nicht auch auf die Art ihrer Gewinnung blickt. Leider hat die Avocado, fast so wie Diamanten eine dunkle und blutige Seite, was dieses Kapitel betrifft.

Der Avocado Baum ist überwiegend in Mexiko und Zentral-Amerika beheimatet und so ist es keine Überraschung, dass weltweit die meisten Früchte von dort aus importiert werden. Im Westen von Mexiko sind daher ganze Landstriche von Avocado-Farmen übersäht und die Reihen dieser sehr langsam wachsenden Bäume erinnern in ihrem Aussehen an die Olivengärten in Süd-Europa, wird es in so manchem Reiseführer beschrieben. Aber diese äußere Idylle hat nichts gemeinsam mit der finsteren Seite des Avocado-Handels.

So ist in Michoacán, einem Staat im Westen Mexikos, die Avocado allgemein bekannt als “Oro Verde” oder “Grünes Gold”, da ihre Ernte mehr Gewinne und Bargeld einbringt als die jeder andere Pflanze und bei dieser Bewertung ist der Handel mit Marihuana bereits eingeschlossen. Aber bekanntermaßen ist überall dort, wo sehr viel Geld verdient wird, die Korruption nicht weit.

Ein Drogen-Kartell mit dem Namen Caballeros Templarios, die “Tempel-Ritter”, sollen den Avocado-Markt vor Ort infiltriert haben und kontrollieren nun den lokalen Handel, von der Produktion bis zum Vertrieb. Hervorgegangen aus einem der dort ansässigen Drogenkartelle, welche ehemals den Handel mit Marihuana, Kokain und Heroin kontrollierten, setzen diese auf eine Vielzahl von neuen Handelsmöglichkeiten und der mit Avocados erschien ihnen besonders vielversprechend. Nun müssen die örtlichen Farmer dort mit ständiger Erpressung rechnen und die Realität ist, das die Templarios jederzeit deren Plantanen übernehmen und die Früchte, wann immer und in welcher Menge sie wollen, mitnehmen könnten.

Die Kartelle bekommen auf ihre Weise immer, was sie wollen, egal ob von den Avocado-Farmern oder den Behörden, die eigentlich angewiesen sind, diese zu in Schach zu halten und zu regulieren. Durch Bestechung und die Androhung von Gewalt, haben die Templarios die offiziell geführten Listen der Farmer mit den Informationen darüber erhalten, welche von diesen wieviel Land bestellen und welche Mengen diese im Einzelnen produzieren. So wissen die Kriminellen exakt, wieviel Geld sie von welchen Farmern verlangen können.

Jeder Arbeitsschritt in der Avocado-Produktion bringt demnach einen Ertrag für das Kartell, angefangen bei den einfachen Pflückern, deren Vermittlungsagenturen gezwungen werden Beträge von ca. 3,50 $ pro Arbeiter und Tag an dieses zu zahlen, bis zu denen, welche die Plantagen kaufen, bestellen und wieder verkaufen. Diese Art der räuberischen Erpressung sei unglaublich ertragreich, schreibt ein Insider, sie bringe dem Kartell in einigen Gemeinden ein geschätztes Einkommen von bis zu 3 Millionen Dollar jährlich ein.

Das Erschreckende daran ist, dass wir, im Unterschied zu den sonst favorisierten Hauptgeschäftstätigkeiten der Kartelle, dem Drogen- und Menschenhandel, nun Allesamt mehr oder weniger beteiligt sind an diesem Geschäft und die Kartelle mehr oder weniger unterstützen. Mehr als 80% der Avocados, welche aus dem Staat Michoacán stammen, werden allein in die Vereinigten Staaten exportiert, aber auch in alle anderen Regionen der Welt von dort aus. Dies bedeutet, dass jedesmal, wenn wir eine Avocado aufschneiden oder wir einen Chips in eine Schüssel Guacamole eintauchen, indirekt den Kartellen in Mexiko helfen, deren gewalttätige Übernahme der Avocado Industrie dort voran zu treiben.

Die einzige Möglichkeit zu verhindern, ein Teil dieses teuflischen Kreislaufes zu sein, wäre daher, stets auf das Herkunftsland der gekauften Avocados zu achten und welche aus anderen Regionen der Welt zu bevorzugen, z.B. aus Kalifornien, oder aber die Rechte der in Mexiko vor Ort ansässigen Farmer zu unterstützen und zu stärken, auf welche Weise auch immer dies bewerkstelligt werden sollte.

Quellen: The horrifying truth about avocados unter Bezugnahme auf Jan-Albert Hootsen